7 Salzburger MomenteLebensvoll

Der Wochenrückblick.

Auch in diesem Jahr zieht es mich wieder zur Hochschulwoche nach Salzburg. Das aktuelle Thema der Sommer-Uni lautet „Reduktion. Warum wir mehr Weniger brauchen“, doch um die inhaltlichen Aspekte soll es ausführlich in der nächsten Ausgabe gehen. Hier stehen zunächst sieben Schlaglichter auf diesen lebensvollen Zusammenklang von Erfahrung und Reflexion – Glauben, Wissen und Kultur.

1 | Erzabtei Sankt Peter. Beim Eröffnungsgottesdienst stellt der Festprediger das Tagungsmotto in einen spirituellen Kontext. „Gebet ist nichts anderes als die Reduktion menschlicher Macht, damit die Macht Gottes in der Welt Raum bekommt“, so Pater Paulus Koci. Das passt gut zum Gedenktag des heiligen Ignatius von Loyola, dessen Lebensdivise an diesem Morgen im Lied erklingt: „Alles meinem Gott zu Ehren…“

2 | Arkadenhof. Das internationale Studierendentreffen steht ganz im Zeichen der Geselligkeit. Rund 120 junge Menschen vor allem aus den deutschsprachigen Ländern, aber auch aus anderen Teilen Europas kommen zum Austausch zusammen. Traditionell werden zu diesem Wochenauftakt unter den Studierenden Restkarten für die begehrten Salzburger Festspiele verlost.

3 | Hörsaal. Beim Liturgie-Laboratorium fragen der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann und der frühere Geistliche Rektor des ZdK, Christoph Stender, nach einer zukunftsfähigen Gesaltung von Gottesdiensten. Diese müssten vielfältiger werden und die Erfahrungswelt der Gläubigen widerspiegeln, um eine Begegnung mit Gott zu ermöglichen. „Die Krise der Kirche ist auch eine Krise der Liturgie – und umgekehrt“, sagt Kranemann mit Blick auf eine Verengung der Gottesdienstpraxis auf die Eucharistiefeier.

4 | Carabinieri-Saal. Natürlich geben sich auch Stadt und Land Salzburg die Ehre, die akademische Sommergesellschaft zu empfangen: Beim Kammerkonzert in der ehemaligen fürsterzbischöflichen Residenz betont der Obmann der Hochschulwochen, Martin Dürnberger, die Bedeutung der Kultur als Rückzugsort in einer beschleunigten Welt: Es gehe darum, „den Flugmodus einzuschalten – nicht nur wortwörtlich, sondern auch übertragen: um ein Heraustreten aus dem Lärm dieser Zeit, darum, ein wenig zur Ruhe zu kommen.“

5 | Haus für Mozart. Der österreichische Bariton Christian Gerhaher zählt bereits zu den Urgesteinen der Festspiele. In diesem Jahr zieht er das Publikum mit Schumann-Liedern in seinen Bann. Begleitet von den perlenden Tönen des Klaviers entfaltet er die ganze Palette menschlicher Empfindungen – von Naturromantik und Liebesschwüren bis Abschiedskummer und Todeswünschen: „Ruh von schmerzensreichen Mühen/aus und heißem Liebesglühen.“

6 | Universitätsaula. Die evangelische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine erhält den diesjährigen Theologischen Preis für das Lebenswerk. Heine habe mit ihrer Arbeit wesentlich dazu beigetragen, dass sich Religionspsychologie, Religionspädagogik sowie feministische Theologie an den Fakultäten etablieren konnten. Zudem habe sie sich um eine „vertiefte Verständigung zwischen Christentum und Islam“ verdient gemacht, so die Jury.

7 | Kollegienkirche. Der strahlend weiße Barockraum ist völlig leer. Nur fünf Stahlskulpturen stehen in einer Reihe unter der hohen Kuppel. Die kubischen Gebilde des britischen Bildhauers Antony Gormley sind dem menschlichen Körper nachempfunden. Verneigen sie sich vor Gott oder bücken sie sich, um der Erde Respekt zu erweisen?

Der Wochenrückblick von

Moritz Findeisen

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