Ihre PostLeserbriefe

Bescheiden

Zum Tagungsbericht „Wenn weniger mehr ist“ (CIG Mr. 33, S. 6)

„Weniger“ wird oft als Mangel, Verlust, Verzicht wahrgenommen, obwohl es in vielerlei Hinsicht etwas sehr Positives sein kann, vorausgesetzt natürlich, die Grundbedürfnisse nach Nahrung, atembarer Luft, Wohnraum, finanzieller Sicherheit sind erfüllt. Vielleicht hilft ja manchmal eine andere Wortwahl, zum Beispiel Bescheidenheit, Besinnung auf das Wesentliche, Befreiung von unnötigem Ballast, Genügsamkeit, Maßhalten, Sein statt Haben.

Norbert Müsch, Rees

Wer sind „alle“?

Zum Kommentar „Starke Worte, verpasste Chancen“ (CIG Nr. 33, S. 2)

Wenn Papst Franziskus die Menge beim Weltjugendtag auffordert, mehrfach das „Todos!“ zu wiederholen, hinterlässt das bei mir einen faden Nachgeschmack. Als Franziskus vor zehn Jahren gewählt wurde, hatte ich wie viele den Eindruck, jetzt komme ein zweiter Johannes XIII., der das Zweite Vatikanum nach vorne bringt. Doch außer markanten Worten ist fast nichts geschehen.

Wäre das „Todos!“ ehrlich gemeint, müsste Franziskus zum Beispiel den Zugang zu den geistlichen Ämtern für Frauen und Verheiratete öffnen, den Kommunionempfang nicht nur reuigen Mördern, sondern auch wiederverheirateten Geschiedenen erlauben. Ich glaube nicht mehr an die Mär, der eigentlich progressive Franziskus würde von seinen Behörden ausgebremst. Es verdichtet sich der Eindruck, dass er einfach keine strukturellen Veränderungen will.

Siegfried Powalla, Sankt Augustin

Im Geiste

Zur Reihe „Geistliches Pilgern“ (ab CIG Nr. 33, S. 6)

Ich bedauere ein wenig, dass sich der Autor anscheinend nur „Fußpilgern“ als geistliches Pilgern vorstellen kann. Ich habe über einen Zeitraum von fast 40 Jahren zusammen mit meiner Frau Geistliche Reisen auf dem Jakobsweg begleitet, die im ganzen deutschen Sprachraum eine beliebte Alternative „geistlicher Pilgerschaft“ für Menschen wurden, die nicht zu Fuß gehen konnten oder wollten – oder einfach nicht die nötige Zeit dafür zur Verfügung hatten.

Wolfgang M. Schneller, Ulm

Zeitgemäß?

Zum Zeitgang „Maria ist, was wir sein sollen“ (CIG Nr. 33, S. 3)

Mich lässt ratlos zurück, wie an Maria die „Schönheit wiederhergestellt worden“ ist. Gemeint ist wohl der göttliche Kosmos, weil Maria so wichtig für die Kirche, die Welt, die Menschheit sei und seit Adam und Eva niemand „Ja“ zu Gott sagen konnte wie sie. Zu guter Letzt wird sie im Tagesgebet „mit Leib und Seele zur Herrlichkeit des Himmels erhoben“. Ist das zeitgemäßes Sprechen über Maria? Für meine Wahrnehmung ist dieser Text völlig aus der gegenwärtigen Zeit gefallen.

Dr. Marie-Luise Giebel, Sinzheim

Im Text heißt es: „denn der Mensch war in der Herrlichkeit Gottes voll geborgen“. Wann – bitte – war das in der langen Menschheitsgeschichte jemals Realität? Wann war die Fülle jemals der Normalzustand?

Hermann Kast, Speyer

Glück allein

Zum Interview „Wir sind hier mittendrin“ (CIG Nr. 32, S. 5)

Bruder Thomas meint, das Fehlen einer Partnerschaft durch die Beschränkung auf die evangelischen Räte sei „auszuhalten im Vertrauen, dass es bei Gott im Himmel wunderbar erfüllt“ würde.Ich habe die Ehelosigkeit für immer gewählt. Ich will die Ehe auch nicht im Himmel. Schon gar nicht als eine Entschädigung. Ich will den Zölibat hier so leben, dass das genügt. Ich werde nicht verletzt, nicht beraubt, nicht betrogen. Es geht mir gut.

Franz Scharfenberg, Dresden

Wiederholung

Zum Zeitgang „Gottesdienst neu denken“ (CIG Nr. 34, S. 3)

Auch wenn ich experimentelle Gottesdienstformen ausdrücklich gutheiße, stellt sich mir die folgende Frage: Im Sport, in der Musik muss man regelmäßig üben, sonst bringt es nichts. Sportler wiederholen ein und dieselbe Bewegung immer wieder, bis sie sie wie im Schlaf beherrschen. Ähnliches gilt auch für Gebet und Glauben. Einmalige Erlebnisse haben keine prägende Kraft, es braucht die übende Wiederholung. Die alten Mönche nannten dies ruminatio – wiederkäuen. So lange, bis das Wort vom Kopf ins Herz gewandert ist.

Theo Thilmann, Sulzbach

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