Vom Tellerwäscher zum Millionär – nur umgekehrt. Daran erinnert die Lebensgeschichte des Franz von Assisi (geb. um 1181/82). Ein versnobter Bürgersohn, der sein Leben radikal auf den Kopf stellte und zu hinterfragen begann. Unkonventionell und erfrischend beschreibt Alois Prinz diesen ambivalenten, entschlossenen und rebellischen Heiligen.
Um diesem Mann mit seinen Ecken und Kanten auf die Spur zu kommen, hat sich der Literaturwissenschaftler, Politologe und Philosoph auf eine Pilgerreise begeben. Entlang des Franziskuswegs von Assisi nach Rom näherte er sich den Wirkungsstätten und dem Leben des „Tierschützers, Minimalisten und Friedensstifters“ an. Entstanden ist eine Mischung aus Wanderbuch und Biografie. Alois Prinz skizziert keinen heiligen Helden und auch keinen abgehobenen Heiligen. „Franz von Assisi war ein durch und durch religiöser Mensch“, resümiert der Autor. Doch Franz entdeckte die Religion und die Botschaft von Jesu Christi erst allmählich für sich. Was ihn antrieb, war die Liebe zu Gott und den Menschen, das Bedürfnis nach einem einfachen Leben in Frieden und im Einklang mit der Natur und den Tieren.
Anekdoten und Legenden lässt Prinz nicht unerwähnt, ordnet sie aber kritisch ein. So etwa beim Verhältnis von Franz zu Klara von Assisi. Prinz verliert sich nicht in Vermutungen, doch schließt er auch nichts aus. Er hält sich kenntnisreich an Fakten, ohne zu vergeistigen. Das mag auch daran liegen, dass der Autor seine Biografien etwa über den Apostel Paulus, Hannah Arendt oder Franz Kafka hauptsächlich in Verlagen mit dem Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendliteratur veröffentlicht hat. Gleichzeitig halten die von ihm erzählten Lebensgeschichten auch für die erwachsene Leserschaft immer wieder erhellende Momente bereit. Und so stellt er auch bei Franziskus jugendlich-frische und durchaus angebrachte Bezüge zur Jetztzeit her – ohne es aber allzu sehr damit zu übertreiben.