Die Ausstellungseinführung liest sich fast als Beschreibung der Gegenwart. Dabei vereint die Neue Nationalgalerie in Berlin Werke der „klassischen Moderne“ von 1900 bis 1945. Von einer Zersplitterung der Gesellschaft ist dort die Rede: Glanz und Wohlstand, technischer Fortschritt und Zukunftseuphorie stehen unvermittelt neben Armut, Vereinsamung und den Folgen des Ersten Weltkriegs. Die Künstlerinnen und Künstler begegneten diesem Gesellschaftsgefühl mit einer schier unglaublichen Stilvielfalt – ein mutiges Anmalen gegen den wachsenden Einheitszwang des Nationalsozialismus, der schließlich in die Katastrophe führte.
Wir sollten uns diese positive Haltung zu eigen machen und die Individualisierung auch unserer 20er-Jahre als Chance sehen. Das setzt voraus, andere Meinungen und Lebensentwürfe nicht nur zu tolerieren, sondern die dahinterstehenden Bedürfnisse und Motivationen verstehen zu wollen. Den Splittern einen eigenen Wert zuzugestehen, ohne sie in ein Ganzes zu zwingen. Selbst einmal in die zweite Reihe zu treten.
Ein Kunstprojekt in Augsburg macht das konkret: Wie verändert sich unsere Welt, wenn der Mensch den übrigen Spezies den Vortritt lässt?