Zwischentöne

Der Wochenrückblick.

Nach zwei Wochen Urlaub, ohne allzu viel in Zeitungen oder Nachrichtenportale zu schauen, kann es erschlagend wirken, sich wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Viele Probleme, die die Welt vor meinem Urlaub erschüttert haben, scheinen sich zugespitzt zu haben. Der schreckliche Krieg in der Ukraine tobt immer noch. Und Experten erwarten sogar eine neue Herbst-Welle des überwunden geglaubten Corona-Virus. In dieser Wucht der schlechten Nachrichten muss ich mir Mühe geben, auch die Lichtblicke und positiven Zwischentöne zu sehen, die anzeigen, dass sich manches in den letzten zwei Wochen vielleicht auch zum Besseren gewandelt hat.

1 | Moskau. Noch immer gibt es Menschen, die sich der Kriegsmaschinerie in Russland entgegenstellen – auch wenn sie dafür vor Gericht landen. Gerade wurde der orthodoxe Geistliche Ioann Kurmojarow von einem Bezirksgericht zu drei Jahren Haft verurteilt, weil er den Überfall auf die Ukraine in YouTube- Videos kritisiert hatte. Das volle Strafmaß ist damit noch lange nicht ausgeschöpft. Wer Informationen über den „Militäreinsatz“ verbreitet, die vom offiziellen Narrativ abweichen, muss nach einer Gesetzesverschärfung mit bis zu 15 Jahren Gefängnis rechnen.

2 | Kiew. Der kanadische Journalist Christian Borys verkauft über einen Online-Shop christliche Motive und hat damit bereits knapp zwei Millionen Euro Gewinn gemacht, den er für humanitäre Zwecke in der Ukraine gespendet hat. Das beliebteste Motiv lässt allerdings erschaudern: eine Madonna in den ukrainischen Farben Blau-Gelb, die statt einem Christuskind einen Raktetenwerfer im Arm hält.

3 | Aachen. Neben einem israelischen Anwaltsnetzwerk wurde dieses Jahr eine feministische Antikriegsinitiative aus Russland mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Die Initiative erinnert regelmäßig an die zivilen Opfer des Krieges und setzt sich auch gegen häusliche Gewalt ein. „Der Krieg beginnt zu Hause, und er muss zu Hause enden“, so eine Sprecherin.

4 | Mexiko-Stadt. Während in Deutschland Friedenspreise vergeben werden, heizt sich die Stimmung zwischen Kirche und Staat in Mexiko immer weiter auf. Präsident Andres Manuel Lopez Obrador, der für die wachsende Gewalt im Land kritisiert wird, wurde in einem kirchlichen Magazin jetzt als Presidente chiste („Witz-Präsident“) verunglimpft. Lopez Obrador schoss zurück, von einfachen Bischöfen lasse er sich nichts sagen: „Ich höre nur auf den Papst.“

5 | Köln. Eine neu gegründete Stiftung soll schwerkranken Obdachlosen würdevolle Sterbebegleitung ermöglichen. Pace e bene startet unter dem Dach der Caritas im Erzbistum Köln.

6 | Berlin. Auch im Berliner Canisius-Kolleg sollen Gräben überwunden werden. Christliche und muslimische Kinder haben bei der diesjährigen „Langen Nacht der Religionen“ gemeinsam eine Dialogpredigt erarbeitet. Seit einigen Jahren sind muslimische Schülerinnen und Schüler auf dem einst rein katholischen Gymnasium zugelassen.

7 | Internet. Entwarnung mit bitterem Nachgeschmack: Mehrere Priester in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben Mails bekommen, in denen ihnen Sexualverbrechen vorgeworfen werden. Das Bundeskriminalamt hat bestätigt, dass es sich bei den Schreiben um Fakes handelt, mit denen Kriminelle Daten ausspähen wollen. Doch vielleicht sollte es zu denken geben, dass die Betrüger offenbar davon ausgingen, Priester würden am ehesten auf den Vorwurf eines Sexualdelikts hereinfallen.

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