Jetzt Israel, noch immer die Ukraine und all die anderen Krisenregionen dieser Welt: Wann immer uns Bilder von Zerstörung und Krieg erreichen, wird klar, wie wenig selbstverständlich Frieden ist. Und was es für ein Wunder ist, in einem Land zu leben, das knapp 80 Jahre, ein ganzes Menschenleben lang, keinen offenen Krieg gesehen hat. Ein Blick in die Krisenregionen der Welt – und auf Nachrichten, die Mut machen.
1 | Jerusalem. Eine neu eingerichtete „Gebetslinie“ sammelt Gebetsanliegen aus aller Welt und trägt sie an der Klagemauer vor. Das Angebot gilt auch für christliche und muslimische Gläubige, betont Daniel Jom Tov, einer der Beter. „Die Klagemauer ist ein Haus des Gebets für alle.“
2 | Rom. Der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa hat der Hamas öffentlich einen Austausch angeboten. Er würde sich selbst in die Gewalt der Terroristen begegeben, wenn dadurch Gefangene freikämen. Insbesondere die Kinder müssten so schnell wie möglich zu ihren Familien zurückkehren.
3 | Managua. Während manche Kirchenmänner freiwillig in Gefangenschaft gehen würden, werden sie woanders gezielt eingesperrt. In Nicaragua sind acht Priester in das berüchtigte El Chipote-Gefängnis verlegt worden. Sechs von ihnen waren bereits im Oktober verhaftet worden, zwei standen bisher nur unter Hausarrest. El Chipote gilt als Foltergefängnis, in dem es regelmäßig zu Menschenrechtsverletzungen kommt. Die links-gerichtete Regierung unter Präsident Daniel Ortega ließ in den letzten Jahren mehrere kirchliche Einrichtungen schließen und ging offen gegen Kirchenvertreter vor. Kirchen, Nichtregierungsorganisationen und Medien in Nicaragua kritisieren die zunehmend autoritäre Regierung seit Jahren.
4 | Frankfurt. Auch er riskiert viel im Kampf gegen ein System der Unfreiheit: Am Sonntag wird der Schriftsteller Salman Rushdie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Rushdie lebt unter Polizeischutz, seit 1989 eine Todes-Fatwa gegen ihn ausgesprochen wurde, weil er in seinem Buch Die satanischen Verse den Islam verunglimpft habe. Obwohl sich auch zahlreiche islamische Rechtsgelehrte gegen das Todesurteil aussprachen, wurde es nie offiziell zurückgenommen.
5 | Bonn. Der Buchhandelsfriedenspreis geht an einen Verfechter der Meinungsfreiheit, der ökumenische Predigtpreis an eine Klimaaktivistin. Die Fridays for Future-Sprecherin Luisa Neubauer wurde mit dem Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet – und das im Alter von gerade mal 27 Jahren. Mit ihrem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung habe sie „einen wichtigen Beitrag für die Predigtkultur der Gegenwart in der globalen Klimakrise geleistet“, so die Jury.
6 | Vatikan. Viel dringt nicht an die Öffentlichkeit von der aktuell tagenden Weltsynode, und wenn doch, dann wird das Informationsleck schnell gestopft. So geschehen, als es im Lauf der letzten Woche kurzzeitig möglich war, einzelne Arbeitsgruppenberichte über eine Daten-Cloud abzurufen. Inzwischen sind die Ergebnisse, die über den zukünftigen Kurs der Weltkirche entscheiden könnten, wieder sicher hinter einem Passwort geschützt.
7 | Köln. Apropos gestopfte Löcher: Bei Restaurationsarbeiten am Portal des Kölner Doms wurden nach über 70 Jahren Einschusslöcher und Absprengungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ausgebessert. Eine hoffnungsvolle Erinnerung, dass auch die tiefsten Wunden heilen können, wenn man ihnen genug Zeit lässt.