Krisenzeit: Nüchtern widerstehen

"Nüchtern widerstehen" - das erscheint mir gerade in diesen Zeiten unfassbaren Leids und grausamer Bilder fast unmöglich. Und doch, was wäre die Alternative? So, wie es zumindest in meiner Wahrnehmung vermehrt geschieht, extrem polarisierende und teils unzutreffende Verbalkeulen zu schwingen und damit ein Schwarz-Weiß-Denken zu bemühen? Das fördert befürchte ich eine Aufsplitterung oder gar Spaltung der Gesellschaft, in der viele Menschen verständlicherweise gerne einfache Erklärungen für komplexe Problemlagen suchen. Im Endeffekt nützt es aber nur Extremisten egal welcher Färbung und gefährdet damit konstruktive positive Ergebnisse.

Von denjenigen, die sich mitten in einem Konflikt befinden, kann ich nur bedingt Nüchternheit erwarten. Aber gerade Politiker anderer Länder und Medien haben hier eine große Verantwortung und sollten sich - bei allem Mitgefühl - mit allzu undifferenzierten Maximalzusagen wie "jede erdenkliche Hilfe" oder "uneingeschränkte Solidarität" (Bundeskanzler Schröder nach dem 11.9.2001) zurückhalten. Verbindlicher Maßstab für jegliches Handeln sollten meines Erachtens die Menschenrechte sein: sie gelten für alle, sowohl in Kriegen als auch in der Demokratie- und Klimakrise.