Wie schnell ein lange erwartetes Ereignis vorübergeht, merkt man manchmal nur, wenn man selbst nicht beteiligt war: die krankheitsbedingt verpasste Party, der wegen Streiks stornierte Urlaub. Es fehlt die Innenperspektive, die mit Erlebnissen gefüllte Zeit. Am ehesten bleibt das vage Gefühl, etwas verpasst zu haben.
So geht es mir mit der jüngst zu Ende gegangenen Versammlung der Weltsynode: Vier Wochen haben die Synodalen getagt. Sie hatten offenbar eine gute Zeit, so die fast einhelligen Zeugnisse. Doch für mich bedeutet sie kaum etwas.
Durch Zuhören allein verändert sich in der Regel wenig – im Idealfall zumindest man sich selbst. Diese Wirkung bleibt uns Außenstehenden leider vorenthalten. Konkrete Reformschritte waren für diese Etappe ausdrücklich nicht vorgesehen. Als Zwischenergebnis präsentierten die Synodalen einen hymnischen „Brief an das Gottesvolk“, der vor allem den Umstand lobt, dass „zum ersten Mal auf Einladung des Papstes Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen“ waren – wohlgemerkt, um miteinander zu sprechen, nicht etwa Entscheidungen zu treffen. Außerdem wurde eine Synthese der Beratungen verabschiedet. Ausdrücklich befürwortet die Synode das Bemühen um eine veränderte Sexualmoral sowie um eine verständliche und geschlechtergerechte Sprache bei Gottesdiensten. In der Frage des Zugangs von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern hält die Synode unterschiedliche Meinungen fest, die nicht in einen Konsens mündeten.
Hier werden erste Missklänge hörbar: Das Zwischendokument spiegle die mutige Atmosphäre in der Synodenaula nicht ausreichend wider, beklagte etwa die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler. Ebenso kritisierte der US-amerikanische Jesuit James Martin, dass die Thematik queerer Gläubiger keine Erwähnung in der Sitzungssynthese gefunden hat. Das entspreche nicht den vielen Tischdiskussionen und Wortmeldungen. Reformgegner mögen erwidern, es genüge ja wohl, dass Themen zur Sprache kommen durften, über die aus dogmatischer Perspektive längst das letzte Wort gesprochen sei.
Nun herrscht in Rom erstmal Sendepause. Doch gilt das auch für Zuhause? Unklar ist, was in der Zeit bis zur nächsten Versammlung in einem Jahr passieren soll. Wie funktioniert eigentlich Synodalität außerhalb der Sitzungsphasen? Vor allem dürfen die Diskussionen nicht abreißen, sonst steht zu befürchten, dass sich aus den vielen Meinungen unbemerkt eine herauskristallisiert, die dann gilt – die nämlich des obersten Zuhörers, der am Schluss alleine entscheidet.
Wie wäre es, stattdessen als Pausenprogramm einfach ein paar Dinge auszuprobieren? Vor Ort, ohne Anspruch auf weltkirchliche Allgemeingültigkeit, ohne große dogmatische Überbauten (die Theologie ist angeblich ja ohnehin zu verkopft). Auch das könnte eine Form von Synodalität sein. Mit einer Auswahl an best practice-Beispielen im Handgepäck gäbe es bei der Fortsetzung der Synode auf jeden Fall genug zu erzählen. Zum Beispiel: Bei uns üben Frauen seit einem Jahr diakonale Aufgaben aus und bereichern das Gemeindeleben! Wir haben Priester ermutigt, offen über ihre Sexualität zu sprechen – seitdem werden sie viel authentischer wahrgenommen! Und übrigens können „Laien“ ganz hervorragend Pfarreien leiten!
Papst Franziskus wäre die Antwort zuzutrauen: Wie schön, dass ihr die Zeit genutzt habt. Und selbst, wenn er die nächste Sendepause verordnet, wäre sie zumindest keine vertane Zeit.