Das Abhalten von „Gastmählern“, auch Symposien genannt, zählte in der antiken Welt zum gesellschaftlichen Leben. Dabei ging es zumeist um ein geselliges Dinieren mit hohen Unterhaltungsanteilen. Themen konnten beispielsweise die griechische Philosophie oder die römische Politik, kulturelle und auch religiöse Fragen sein. Im Spiegel antiker Literatur handelte es sich um hochgelehrte Tischgespräche, die vornehmlich in gebildeten Kreisen gepflegt wurden.
Es gibt aber auch kritische Stimmen. Der berühmte jüdische Gelehrte Philo von Alexandrien spricht nicht ohne Abscheu von „verruchten Trinkgelagen“ (VitCont 40–47). Die historische Wahrheit bewegt sich vermutlich in der Mitte. Für römische Kontexte darf angenommen werden, dass auch die Frauen zum Gastmahl zugelassen waren, im griechischen Raum wohl nur die Männer. Ort der Symposien, die gewöhnlich gegen Sonnenuntergang begannen, war das herrschaftliche Haus eines Patriarchen, der als Gastgeber fungierte. Sein Domizil hatte ohnehin den Charakter einer Schleuse zwischen öffentlicher (communia) und familiärer (propria) Sphäre.
Ein Symposium fand in der Regel im sogenannten triclinium statt, einem größeren Raum im halböffentlichen Bereich des Hauses, in dem sich standardisiert drei in Hufeisenform aufgestellte Speisesofas befanden. Daneben gab es Hocker. Die Zusammenkunft folgte einem ritualisierten Ablauf. Für die gesamte mediterrane Welt kann von einer zweiteiligen Struktur ausgegangen werden. Nach Begrüßung, Platzanweisung und Hände- bzw. Fußwaschung folgten die primae mensae als erstes Hauptmahl, das aus mehreren Gängen bestehen konnte. Danach, nachdem die Tische abgeräumt waren, begann ein religiöser Ritus mit Gebeten. Symbolisch wurde so die Speisung der am Gastmahl teilnehmenden Götter zum Ausdruck gebracht. Für den zweiten Teil, die secundae mensae, wurden die Tische erneut hergerichtet, um bei Wein und Gebäck das eigentliche Tischgespräch unter zahlreichen Trinksprüchen zu begehen.
Diese Doppelstruktur des Gastmahls bot Christinnen und Christen im griechisch-römischen Raum die Möglichkeit, das Gedächtnis des Bundesmahles Jesu, das aus der Tradition Israels hervorging, rein formaliter in gewohnten Bahnen zu feiern, weil auch das jüdische Festmahl bei aller Unterschiedlichkeit eine wenigstens im Ansatz vergleichbare Doppelstruktur kennt: Der Beginn wurde durch einen religiösen Ritus hervorgehoben, in dem der Hausvater einen Brotfladen mit den Worten „Gepriesen seist Du, Herr, unser Gott, König der Welt, der das Brot aus der Erde hervorgehen lässt“ segnete, hernach in kleinere Stücke zerriss und sie an die Mahlteilnehmer weiterreichte. Am Ende eines dann folgenden Sättigungsmahles segnete der Gastgeber schließlich einen Becher Wein mit den Worten „Gepriesen seist Du, Herr, unser Gott, für die Frucht des Weinstocks“. Üblicherweise trank der jüdische pater familias am Ende des Segensgebetes aus seinem eigenen Becher, was den Mahlteilnehmern sodann zum Zeichen diente, ihrerseits aus ihren Bechern zu trinken.
Konstitutiv für jedes jüdische Mahl war und ist die Vergegenwärtigung des geschichtsmächtigen Heilshandelns Gottes. Für das Frühjudentum hatte ein Festmahl stets auch eine gemeinschaftsstiftende und -bewahrende Funktion. Die Mahlfeiernden haben Anteil an dem vom Hausvater gesprochenen Segen, der Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch ermöglicht.