Neuer PodcastGebet ist Heimat

Junge Erwachsene unterschiedlicher Konfessionen und Religionen erzählen von ihrem Glauben und ihren Wertvorstellungen.

Für die Altkatholikin Mara Lechner hat Kirche vor allem mit Menschen zu tun. „Die sich verstehen, die gemeinsam glauben, die gemeinsam feiern wollen. Und die auch alle anderen so akzeptieren, wie sie sind. Die sich einfach über das Dasein freuen“, sagt die 22-jährige Lehramtsstudentin. Mit weiteren jungen Erwachsenen zwischen 19 und 29 Jahren aus Wien wirkt sie mit beim Podcasts Was glaubt Österreich? Sieben Frauen und ein Mann erzählen in je einer der Episoden selbstbewusst, was ihnen Sinn gibt und wonach sie ihr Leben ausrichten. In jeder der rund sechsminütigen Folgen werden zudem religionswissenschaftliche Hintergründe zur jeweiligen Konfession, Glaubens- oder Religionsgemeinschaft vorgestellt, darunter Judentum, Islam, Methodisten, Zeugen Jehovas, Buddhismus oder Alevitentum.

Die authentischen und frischen Kurzporträts geben einen Einblick in die Vielfalt religiösen Lebens jenseits von römisch-katholisch oder evangelisch-lutherisch. In den einzelnen Podcast-Episoden nehmen die jungen Erwachsenen die Zuhörerinnen und Zuhörer mit an Orte, die ihnen wichtig sind, und lassen sie teilhaben an ihrem religiösen Alltag, sei es im Cem-Haus, dem Gebetshaus der Aleviten, oder bei einer rituellen Waschung in einer Moschee, wie die 20-jährige Studentin Amila Candic. Das gemeinsame Gebet in der Familie oder in der Moschee bedeutet für sie Heimat. Auch der Stephansdom ist der Wienerin wichtig, als „Ort, an dem man beten kann“. 

 

Bei Wind und Wetter ist die Buddhistin Viktoria Fischer in der Natur unterwegs. Das habe viel mit dem Buddhismus zu tun, meint die 29-Jährige, „weil es um die Natur in einem selbst geht“. Ein wichtiges Symbol sind für die Kindergartenpädagogin tibetische Gebetsfahnen in den spezifischen Farben grün, gelb, rot, blau und weiß. Sie bleiben so lange hängen, bis sie verrottet sind. „Um die Vergänglichkeit zu symbolisieren.“

 

Der Podcast ist im Rahmen des gleichnamigen Multimediaprojekts der Abteilung Religion und Ethik des Österreichischen Rundfunks (ORF) entstanden. Es fragt nach pluralen Sinn- und Lebenswelten – „Woran Menschen heute ihr Herz hängen, wo und worin sie Sinn finden“ –, wie es auf der Website heißt. Für das Sendeformat arbeitet der ORF mit dem Forschungszentrum Religion and Transformation in Contemporary Society („Religion und Transformation in der zeitgenössischen Gesellschaft“) der Universität Wien zusammen. Dieses forscht interdisziplinär zu den wechselseitigen Beziehungen zwischen Religion, Religiosität und Transformationsprozessen im gegenwärtigen weltweiten Kontext. 

 

Die Absicht von ORF und Universität ist es, die persönlichen Vorstellungen von Zuhörern und Zuschauern näher zu beleuchten. So konnten sich Interessierte bis zum Sommer an einer Umfrage zu pluralen Glaubens- und Sinnorientierungen beteiligen. „Wir haben mehr als 1200 Antworten von Menschen aller Altersgruppen erhalten, was unsere Erwartungen bei weitem übertroffen hat“, sagt Religionsforscherin Astrid Mattes. Mitte 2024 werden die Daten der repräsentativen Studie ausgewertet sein. Sie sollen dann, so der ORF, Hinweise darauf geben, „wie die Menschen in Österreich mit den großen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Säkularisierung, Pluralisierung und Digitalisierung umgehen“. Abseits traditioneller religionssoziologischer Erhebungen erhoffen sich die Religionsforscherinnen und -forscher eine breitere, interreligiöse Perspektive, etwa auf die Frage, welche Bilder und Vorstellungen jeweils mit Gott verbunden werden oder welche Bedeutung Feste, Rituale und religiöse Praktiken haben.


Der Podcast „Was glaubt Österreich“ der Autorin Lena Göbl kann bis Ende Juli 2024 auf sound.orf.at oder unter religion.orf.at/stories/teamjugend angehört werden.

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