EditorialNie alt

Gedanken über ein altes Plakat in der Leipziger Nikolaikirche.

Seitlich vor dem Altar der Leipziger Nikolaikirche hängt ein Plakat, das zu den allmontäglichen Friedensgebeten einlädt. Es trägt den Aufruf „Schwerter zu Pflugscharen“, im Zentrum die berühmte Zeichnung vom Schmied, der aus Kriegsgerät Friedenswerkzeug schafft. Man sieht dem Plakat sein Alter an. Es hat Falten und Risse, die Farben sind schon etwas ausgeblichen. Ob es noch das Original aus DDR-Zeiten ist, als die dortigen Montagsgebete zu einer Keimzeile der friedlichen Demonstrationen wurden und das Ende der deutschen Teilung einläuteten?

Überhaupt nicht alt geworden ist dagegen der Wunsch nach Frieden. Die Forderung „Schwerter zu Pflugscharen“ hat seit den Tagen des Propheten Micha nichts an Aktualität verloren – weil Menschen nie aufgehört haben, sich gegenseitig Leid zuzufügen.

Nie alt wird aber auch die Hoffnung auf Versöhnung und Neubeginn. Diese und andere menschliche Urregungen wie Trauer, Mitgefühl und Trost hat die Grafikerin Cornelia Steinfeld mit geometrischen Formen eindrucksvoll ins Bild gesetzt. Und Margot Käßmann denkt darüber nach, wie auch eine kleiner werdende Kirche gesellschaftlich relevant bleiben kann.

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