"Notizen zur Abschaffung der politischen Parteien"Parteiengeschacher

Das Bedürfnis nach Schwarz-Weiß-Denken scheint weltweit zuzunehmen, zu komplex sind die Zeitläufte. Der Wunsch nach klaren Kanten und starken Führungsfiguren treibt gefährliche Blüten, selbst Demokratien können über kurz oder lang zur Machtergreifung autoritärer Personen und Konstellationen führen.

„Die da oben“ isolieren sich, die Kluft zwischen Volk und Volksvertretern nimmt fatal zu, Politik- und eben auch Demokratieverdrossenheit bilden eine gefährliche Mischung. Da kann diese bisher weithin unbekannte Kleinschrift der unerbittlichen Denkerin Simone Weil hellhörig(er) machen. In wenigen scharfen Strichen diagnostiziert Weil den Ungeist der Parteilichkeit als Gift jeden Zusammenlebens. Jede politische Partei sei „im Keim und ihrem Anspruch nach totalitär“ und habe nur ihr eigenes Wachstum im Sinn. Sachfragen werden personalisiert, der egoistische Wille zum eigenen Machterhalt fördert faule Kompromisse, Servilität und Intransparenz.

Was Simone Weil vor 80 Jahren scharfsinnig (und einseitig) analysierte, hat unter den Gegebenheiten digitaler Wirklichkeitsproduktion natürlich eine besondere Brisanz und Dramatik. Schon 1940 in Marseille geschrieben, nimmt Weil ihre Parteien-Kritik in ihrem geistlichen Testament „Einwurzelung“ teils wörtlich auf – ein großes Dokument mystisch-politischer Analyse. Dass hier Originaltext und Übersetzung geboten werden, ist höchst verdienstvoll – für Weil-Liebhaber ebenso wie für alle, denen angesichts der Polit-Szenarien auf dem Globus bange wird.

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Weil, Simone

NOTIZEN ZUR ABSCHAFFUNG DER POLITISCHEN PARTEIEN

Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2022, 63 S., 10 €

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