Vielleicht gilt für die Sprache – auch für die Sprache des Glaubens –, was ich einmal von einer Archäologin gehört habe: „Etwa 85 Prozent aller Schätze liegen noch unentdeckt unter der Erde.“ Grabungen nach verschütteten oder vergessenen Schätzen unserer Sprache und damit des Lebens bietet dieses schmale, aber durch dichte Kurztexte gewichtige Buch. Von A wie Ansinnen bis Z wie Zukunftssinn gehen CIG-Urgestein Gotthard Fuchs und die Pfarrerin Irene Leicht mehr als 40 Begriffen auf den Grund.
Schon ihr erster Spatenstich zeigt: Es geht bei allen Sinnspuren um erfülltes Leben. Ein zweiter Spatenstich macht den Zusammenhang von Sinn und den menschlichen Sinnen deutlich. Ein dritter Spatenstich trifft die Selbstwerdung als Sinn in der Tiefe – mit allen Sinnen und dank ihrer. Dort in der Tiefe lebt auch der „Glaubenssinn“, der aufdeckt und ermöglicht: „Gott kannst du nie mit einem anderen reden hören, sondern nur, wenn du der Angeredete bist“ (Ludwig Wittgenstein).
Im Umfeld der Spatenstiche kommen überraschende und seltene Entdeckungen wie „versonnen“ oder „zipfelsinnig“ zum Vorschein. Auch zunächst Abwegiges, etwa „Blödsinn“ oder „Starrsinn“, wird in den Blick genommen. Kennzeichnend für alle Entfaltungen ist, dass sie von jedem wertenden und moralisierenden Ton frei sind. Auch auf Umwegen und Abwegen gibt es jeweils die Richtung zur existentiellen Bedeutung.
Großzügig geben der Autor und die Autorin ihre Grabungsfunde in Erfahrung und Zitaten weiter. Diese „Gesinnung“ durchzieht das ganze Buch, lässt es nahekommen. Auch hier bereichert der dialogische Doppelblick aus evangelischer und katholischer Perspektive. Gerade darin liegt eine Inspiration für erfülltes Leben: „feinsinnig“ miteinander im Gespräch zu sein und einander zu helfen, Sinnspuren zu entdecken und ihnen nachzugehen.