In unserer Haut
Zum Editorial „Heilsam“ (CIG Nr. 51, S. 1)
Ihr Editorial veranlasst mich, Ihnen meinen diesjährigen Weihnachtsgruß-Text zu senden: Die Welt ist rau geworden, Kriege, gesellschaftliche Verwerfungen, Hass und Terror gehören zum Alltag. Nöte und Ängste schwappen ins weihnachtliche Geschehen und die soziale Kälte nimmt zu. Menschen sind auf der Flucht, werden als Geiseln missbraucht. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken.
Aber das Kind, das wir in diesen Tagen feiern, wollte genau das. Gott wollte in unserer Haut stecken. Er wandte sich vom Menschenleid nicht ab; er wollte die Krisen des Lebens nicht meiden, fürchtete sich nicht vor der Kälte, hatte keine Angst vor Fremden, nicht vor Fluchterfahrung, und auch die Sterblichkeit wollte er nicht umgehen. Deshalb können wir Weihnachten feiern – zum Gedenken und Danken, dass Gott uns nahe sein will – damit wir jenen nahe sein können, in deren Haut wir nicht stecken.
Monika Dittmann, Walluf
Neue Sicht
Zur Adventsmeditation „Es beginnt mit Solidarität“ (CIG Nr. 51, S. 5)
Jetzt ist mir als „alter und angeblich aufgeklärter und fast alles wissender Theologe“ in diesem Advent doch tatsächlich noch ein Licht aufgegangen. Der Artikel hat meine Phantasie von der Herberge total überrumpelt und mir Licht in diese weihnachtliche Szene gebracht. Wohl wissend, dass das alles nicht historisch zu verstehen ist, überzeugt mich das Bild von der Herbergsuche nun total. Die Krippe war für mich Stall, Hinterhof, Abschiebe. Jetzt erscheint sie mir als Ort der Glückseligkeit. Ja was für ein Weihnachten!
Heinrich Lutz, Weil der Stadt
Ich freue mich sehr über Ihre Adventsmeditation zur Suche nach der Herberge, mit der Sie eine für mich neue Sicht auf die Geburtsgeschichte bieten, die Lukas erzählt. Muss ich erst so alt werden, um so eine Neuigkeit zu erfahren? Wie viele Texte müssten umgeschrieben werden?
Hermann Kast, Speyer
Originalbrief?
Zum Beitrag „Das Schweigen der Frauen“ (CIG Nr. 51, S. 7)
Robert Vorholt hat sich in seinem Artikel für die Echtheit von 1 Kor 14,34f. starkgemacht. Der Leserschaft des CIG sollten aber die Gründe nicht vorenthalten werden, die Exegeten gegen die Echtheit dieser Frauendiskriminierung ins Feld führen: Der Ort der beiden Verse 34 und 35 wechselt in der handschriftlichen Überlieferung, was darauf hindeutet, dass sie eine Randbemerkung darstellen könnten, die später in den Korintherbrief eingefügt worden ist. Diese „Randglosse“ passt an keine Stelle wirklich, sie unterbricht den Gedankengang.
Entscheidend für den sekundären Charakter des Sprechverbots sind aber die Ausführungen des Paulus in 1 Kor 11,2–16 über die Haartracht von Frauen, die im Gottesdienst prophetisch reden. Die hätte er sich sparen können, wenn Frauen das Sprechen im Gottesdienst generell verboten wäre.
Dr. Dietlind Langner, Weilburg
Frieden stiften
Zum Interview „Frieden ist die Frucht der Gerechtigkeit“ (CIG Nr. 51, S. 3)
Wie friedensstiftend wäre es, wenn ein palästinensischer Repräsentant, ob Muslim oder Christ, seinen verqueren Blick auf die Juden mal beiseitelassen und einfach nur Mensch sein könnte! Da sagt Elias Chacour einerseits, wir sollten „nach vorne blicken und in die Zukunft schauen“, bringt aber den barbarischen 7. Oktober unglaublicherweise in einen Zusammenhang und in eine „Linie mit dem, was den Palästinensern 1948 widerfahren ist“.
Ich achte Elias Chacour als ehemaligen Erzbischof, aber sein historisches und politisches Verständnis ist moralisch nicht leicht zu ertragen. Diese Art palästinensischer Einstellung mit Vorurteilen und Einseitigkeit verhindert eine friedliche Zwei-Staaten-Lösung auf lange Zeit.
Norbert Chauvistré, Sankt Augustin
Liebesbeweis
Zum Zitat der Woche (CIG Nr. 51, S. 2)
Gott lässt sich wohl weder beweisen noch widerlegen, aber es gibt seine „Selbstmitteilung“ (K. Rahner), die uns ein tiefes Vertrauen in seine Existenz schenken kann. Wenn „Gott die Liebe ist“, wie wir bei Johannes lesen, vermittelt sich ein solches glaubendes Vertrauen vielleicht am prägnantesten in der wunderbaren Kurzfassung: „Wo die Güte und die Liebe, da ist Gott.“ Überall, wo Liebe geübt, erfahren, in Trauer und Schmerz erlitten, erinnert, ja nur ersehnt oder vermisst wird, da ist und handelt Gott und wird für uns „spürbar“.
Rudolf Kortenjann, Recklinghausen
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