Drunter und drüber geht es im fiktiven österreichischen Wallfahrtsort Maria Blut. Wirtschaftskrise, Verschwörungsmythen und Nationalismus drohen das Dorf zu zerreißen. Am Ende tritt eine populistische Figur auf, die Heil verspricht – und ins Verderben führt. Das ist, sehr kurz gefasst, die Handlung des Romans Die Eingeborenen von Maria Blut, den die jüdische Wiener Schriftstellerin Maria Lazar im Jahr 1935 geschrieben hat: hellsichtig, angesichts des erstarkenden Nationalsozialismus. Die Bühnenfassung wurde soeben zum Berliner Theatertreffen eingeladen – als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen des letzten Jahres. Ein Satz aus dem Stück bleibt besonders in Erinnerung: „Es nützt alles nichts, die Leute werden nie gescheiter.“ Etliche Nachrichten dieser Woche scheinen diese pessimistische Sicht zu bestätigen. Aber es gibt auch Meldungen, die Hoffnung machen (ab Moment Nr. 5).
1 | Ost-Jerusalem. Ein palästinensischer Angreifer tötet sieben jüdische Menschen, die sich zum Gebet versammelt hatten – ausgerechnet am Gedenktag für die Opfer des Holocausts.
2 | Algeciras. In Andalusien greift ein Dschihadist in zwei Kirchen Gläubige an. Dabei tötet er einen Mesner und verletzt einen Priester schwer.
3 | Peschawar. Während des Mittagsgebets in einer Moschee der nordwestpakistanischen Stadt zündet ein Selbstmordattentäter eine Bombe. Mindestens 92 Menschen sterben, mehr als 200 Verletzte sind zu beklagen.
4 | Sankt Pölten. Bei der Landtagswahl in Niederösterreich erhält die rechtsextreme FPÖ ein Viertel der Stimmen – ihr historisch bestes Ergebnis. Spitzenkandidat Udo Landbauer warf dem politischen Gegner in der Vergangenheit vor, die „Zwangsislamisierung Österreichs“ zu betreiben. Laut Umfragen liegt seine Partei landesweit auf Platz eins in der Wählergunst.
5 | Juba/Kinshasa. „Die Beine schmerzen, aber unsere Herzen sind voller Freude.“ Das gibt Christian Carlassare, Bischof der Diözese Rumbek im Südsudan, zu Protokoll. Er nimmt einen 400 Kilometer langen Fußmarsch in die Hauptstadt auf sich, um dort Papst Franziskus zu sehen. Dieser richtete bei der ersten Station seiner Reise, im Kongo, einen Appell an die Welt: Habt mehr Respekt vor der eigenständigen Entwicklung des afrikanischen Kontinents!
6 | Münster. Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität hat sich für eine Umbenennung ausgesprochen. Der Kaiser soll nicht mehr im Namen auftauchen. Hintergrund sind der Antisemitismus Wilhelms II., sein Kolonialismus sowie seine demokratiefeindliche Haltung. Künftig soll schlicht von der „Universität Münster“ die Rede sein. Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten schlägt dagegen den Namen „Edith Stein Universität“ vor. „Mit dieser Namensgebung wäre die Universität Münster die erste, die in Deutschland nach einer Frau benannt wäre. Sie kann für unsere Uni nachhaltig identitätsstiftend sein.“
7 | Stuttgart. Zuversichtlich stimmt der Wettbewerb „Christentum und Kultur“, den die Diözesen und Landeskirchen in Baden-Württemberg alljährlich ausloben. Immerhin fast 50 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe haben diesmal teilgenommen und sich eigenständig und intensiv mit Religion beschäftigt. Der erste Platz ging an Tara Grosser aus dem badischen Offenburg, die eine literarische Erzählung über die Gottessuche einer jungen Frau geschrieben hat.