Auf einmal scheint es nicht schnell genug gehen zu können. Vor ein paar Tagen verlautete aus dem Axel Springer-Konzern (Bild, Welt), dass man dort für die gedruckten Zeitungen keine Zukunft mehr sieht. Die Transformation solle „vollendet“ und aus dem Konzern ein reines Digitalunternehmen gemacht werden, hieß es. Kurz darauf legte jetzt mit Bertelsmann das nächste Medienhaus nach. Da scheinen die Großen der Branche die Gunst der Stunde nutzen und im Zuge der allgemeinen Niedergangsstimmung einem ganzen Geschäftsbereich den Garaus machen zu wollen. Damit steht dann keiner allein da, wenn er schlechte Nachrichten verkündet...
Tatsächlich ist all das aber nichts, was einen völlig überraschen sollte. Seit Jahren schon sinken die Auflagen der gedruckten Zeitungen und Zeitschriften kontinuierlich. Gerade jüngere Leute haben keinen Bezug mehr zu Printausgaben. Der geschätzte Kollege Christian Jakubetz hat es soeben auf seinem Blog pointiert formuliert: „Schon den Millennials war es kaum mehr beizubringen, die nachfolgenden Generationen verstehen es noch viel weniger, was daran so prickelnd sein soll, frühmorgens einen Haufen bedrucktes Papier aus dem Postkasten zu holen. Papier, das noch dazu mit Geschichten bedruckt ist, die jemand einen halben Tag vorher geschrieben hat.“ Zu diesen veränderten Nutzungsgewohnheiten kommen aktuell die dramatisch gestiegenen Produktionskosten hinzu.
Analysiert man das mit kühlem Kopf, sine ira et studio, legen sich drei Schlüsse nahe.
Erstens: Dass sich Mediennutzung ändert, ist nichts Neues und von daher per se auch keine Tragödie – bei aller Sympathie für das gedruckte Wort. Vor ein paar Wochen hatten wir zum Beispiel in unserer „Archiv“-Rubrik ausgegraben, wie 1948 die Nutzung von Schaukästen als innovatives Konzept angepriesen wurde. Das würden die meisten heute sicher anders bewerten. Schließlich haben wir uns auch ohne Schmerz vom Fax, vom Telefon „mit Schnur“ und zuletzt vom Telegramm verabschiedet.
Zweitens: Die Herausforderung lässt sich kaum innerhalb des bestehenden Settings bewältigen. Viele Medienunternehmen haben bislang die Quadratur des Kreises versucht. Sie wollten irgendwie am bisherigen Modell festhalten, mussten aber doch auf die wirtschaftlichen Zwänge reagieren. Deshalb wurden die Umfänge kleiner, die Inhalte weniger, Erscheinungsrhythmen ausgedünnt etc. Kurz gesagt: Die Produkte wurden schlechter. Damit hat man sich aber bestenfalls „Zeit gekauft“; in der Regel hat es die Abwärtsspirale nur noch schneller angetrieben.
Das ist übrigens kein Plädoyer für den schnellen harten Schnitt – sondern für Geradlinigkeit. Man soll nur dann etwas machen, wenn man es richtig machen kann und will! Auch wir bringen ja nach wie vor einen gedruckten CIG heraus. Und zwar mit voller Überzeugung und eben ohne Qualitätsminderung!
Damit hängt der dritte Schluss zusammen: Es muss zuerst und noch stärker als bisher um qualitätsvolle Inhalte gehen. Die Nachfrage wird auch in Zukunft da sein, auch wenn sich Vertriebswege ändern. Wie das dann alles neu und kreativ ankommen kann, das lernt man am besten direkt von der Leser- (oder Nutzer-)schaft.