Ihre PostLeserbriefe

Auf der Spur

Zum Artikel „Das Abenteuer, Christus zu suchen“ (CIG Nr. 7, S. 3)

Aus meiner Sicht ist das einer der wertvollsten Texte zum Thema Zukunft und Erneuerung der Kirche. Der Autor hat vieles auf den Punkt gebracht. Das betrifft unter anderem den Hinweis auf eine „kämpfende Kirche“, die den Weg der physischen und mentalen Entwicklung dieser Welt mitgeht, diesen mitgestaltet und zur Verwandlung der Welt beiträgt. Voraussetzung hierfür ist Offenheit für das Geschehen und für die vielen Sinn-Suchenden, die bereit sind, sich auf den Weg einzulassen. So kann eine verwandlungsbereite Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen die Frohe Botschaft verkündigen, indem sie sie in unsere Zeit und unser Denken übersetzt und lebt.

Dr. Johannes Peter Dix,

Weisenheim am Berg

Jesus hat in der Tat die Welt verändert. Und die Kirchen? Sie müssten wieder zurückfinden in die Spur Jesu, in die Spur der urchristlichen Gemeinde von damals in Jerusalem, um nach all den Skandalen und Krisen vom Ursprung her sich wieder neu auszurichten und glaubwürdig zu werden: „Licht der Welt“ sein. Am Anfang gab es noch kein autoritäres kirchliches Lehramt, kein dogmatisches Glaubenssystem, keine sakrale Priesterweihe, keine sakrale Priesterherrschaft, keine Bischöfe und Kardinäle, kein autokratisches Papstamt. Die Urgemeinde kannte noch keine dogmatische Lehre von der Menschwerdung Gottes, noch keine dogmatische Lehre vom Opfertod Jesu am Kreuz zur Sühne für die Sünden der Welt. Lebendig hingegen war die Erinnerung an den Jesus, den sie erlebt hatten. Diese Erinnerungen finden sich auch heute noch – in den Evangelien.

Karl Weiß, Weil im Schönbuch

Über Grenzen

Zum Artikel „Redlich glauben im Strom der Geschichte“ (CIG Nr. 6, S. 18)

Mir war – wohl auch als katholische Christin – der Name Ernst Troeltsch kein Begriff. Der Artikel über diesen besonderen Theologen hat mich sehr berührt! Besonders der Satz „Eine religiöse Erneuerung wird nur im Austausch über Konfessionsgrenzen hinweg möglich sein“ bewegt mich. Ich denke, es ist dringend notwendig, einen gemeinsamen Weg zu beschreiten!

Katrin Graf, Hall in Tirol

Beachtenswert fand ich die Tatsache, dass Ernst Troeltsch sich im 1. Weltkrieg für den Frieden eingesetzt hat. Ich habe mir die Unterschriftenliste des „Aufruf an die Kulturwelt“ vom 2. Oktober 1914 angesehen und seine Unterschrift nicht gefunden. Daraus schließe ich, dass er dem nationalistischen Taumel und der Kriegsverherrlichung widerstanden hat, was zutiefst christlich war und ist.

Traugott Lucke, Bernsdorf

Disruptiv

Zum Editorial „Stören“ (CIG Nr. 7, S. 1)

Vor allem Elon Musk kann kaum mit dem „Ehrentitel“ eines Disruptors belegt werden. Die Weise, in der Musk die Welt verändert hat und noch verändert, ist nur bedingt positiv zu bewerten, abgesehen davon, dass er sich mit fremden Federn schmückt. Stattdessen hätte man beispielsweise Henri Dunant nennen können, dessen Engagement letztlich die internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung anstieß und dessen Ideen sich auch in der Genfer Konvention finden. Im kirchlichen Umfeld hätte das 2. Vatikanische Konzil genannt werden können. Wären das nicht Beispiele für die verdiente Zuschreibung des „Ehrentitels“ Disruptor?

Ursula Engelhardt, Fürth

Kleiderfrage

Zum Beitrag „Was Frauen können dürfen“ (CIG Nr. 6, S. 11)

Peter Steiner beschreibt die Arbeit Stell dir vor von Rosemarie Trockel. Dabei interpretiert er das Gewand der Büste als „Hoodie“ (Kapuzenpullover) und gelangt so in den Deutungszusammenhang des New Yorker Street-Styles ab Ende der 70er Jahre. Trockels Büste trägt allerdings einen Parka, ein ursprünglich militärisches Kleidungsstück, das schon in den 60er Jahren zum Dresscode der protestierenden Jugend wurde, genügend Platz für Aufnäher mit Friedenssymbolik ließ und Schutz vor Wasserwerfern bot. Und damit kommen wir der Bedeutung der Inschrift auf dem Rücken der Büste etwas näher. Der Verweis auf John Lennons Imagine ist eine heiße Spur, naheliegender ist jedoch, dass Rosemarie Trockel, Jahrgang 1952, eine pazifistische Parole jener Zeit zitiert: „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.“

Marius Langer, Schondorf


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