Die Frage stellt sich aktuell bei dem bekannten Neuen Geistlichen Lied Laudato Si. Es stammt aus der Feder von Winfried Pilz, des 2019 verstorbenen früheren Präsidenten des Kindermissionswerks „Sternsinger“. Postum wurde bekannt, dass Pilz kirchenintern als Missbrauchstäter identifiziert war. Ähnliche Fragen wirft der Fall des Jesuiten Marko Ivan Rupnik auf, der mit bildender Kunst (Gemälde, Mosaiken) in Kirchen vertreten ist. Er hat womöglich bis zu zwanzig Frauen spirituelle und sexuelle Gewalt angetan.
Der These, dass ein Kunstwerk unabhängig von Verbrechen seines Urhebers zu sehen sei, hat jetzt die Theologin Hildegund Keul widersprochen – vor allem wegen der Gefahr einer Retraumatisierung Betroffener. Sie schreibt auf katholisch.de: „Nach allem, was in den letzten Jahren ans Licht gekommen ist, können Überlebende mit Recht erwarten, dass die Kirche von sich aus alles erkennbar Toxische aus ihren Räumen entfernt ... Solange Lieder von Missbrauchstätern im Gottesdienst gesungen und deren Kunstwerke weiterhin stolz präsentiert werden, sind Kirchenräume das Gegenteil eines ,Safe-Place‘“.