Kurt Koch Umdrehen

Der Beginn der Österlichen Bußzeit hat die Bedeutung einer Weggabelung nicht nur im liturgischen Kirchenjahr, sondern auch und vor allem in der Glaubensexistenz des Christen. Denn der Ruf zur Umkehr setzt voraus, dass unser Leben einem Weg gleicht, der manchmal eine falsche Richtung nimmt...

Von der frühen Liturgie in Jerusalem ist uns bei der Aufnahme von Erwachsenen dieser Ritus überliefert: Der Täufling befand sich hinten in der Kirche und drehte sich nach Westen, der damals als Ort der Finsternis und der Dunkelheit verstanden wurde, und er sagte viermal allem Bösen, dem Teufel und seinem ganzen Pomp ab. Dann drehte er sich nach Osten als den Ort der aufgehenden Sonne und des Lichtes und bekannte in dreifacher Weise den christlichen Glauben an Gott...

Mit dieser Umdrehung wurde liturgisch inszeniert und gleichsam glaubensgymnastisch spürbar, was Umkehr im Leben des Christen bedeutet: Abwendung vom Bösen und Hinwendung zum Guten und damit Umdrehung des eigenen Lebens ... Diese besteht im Kern darin, dass wir uns selbst nicht mehr als Mittelpunkt der Welt betrachten, dass wir vielmehr zu bejahen beginnen, dass wir eines von unendlich vielen Geschöpfen Gottes sind, die sich gemeinsam um Gott als die wahre Mitte allen Lebens bewegen.

Kurt Koch in: „Vom Tod zum Leben. Ein Wegbegleiter durch die Fasten- und Osterzeit“ (Verlag Herder, Freiburg 2023)

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