Leidenschaft
Zum Leitartikel „Die Kraft starker Gefühle“ (CIG Nr. 10, S. 1)
Vom heiligen Zorn lese ich und merke, ich bin einfach nur mehr traurig, wie über Reformen in meiner Kirche diskutiert wird. Es ist auch meine religiöse Heimat, aus der ich mich nicht einfach hinauswerfen lassen will von Menschen, die mehr an Rom glauben und zu wenig lesen, was im Evangelium steht. Ich will nicht evangelisch werden, auch wenn mir eine gelebte Ökumene sehr wichtig ist. Es geht mir nicht darum, durch Reformen die Kirche zu retten und Austrittszahlen zu reduzieren. Ich möchte einfach nur, dass wir auch leben, was wir verkünden. Wenn Erzbischof Reinhard Marx in seinem Hirtenwort schreibt, „alle Menschen haben die gleiche Würde“, und wenn er ausführt, welche Sprengkraft diese Botschaft für unsere Gesellschaft habe – dann frage ich mich resigniert, warum wir nur darüber reden und es nicht umsetzen... Ich verliere den Glauben, dass sich noch etwas tut.
Philip Moser, Siegsdorf
Im Neuen Testament verspricht Jesus denen, die ihm folgen (also allen Getauften), die Heilige Geistkraft. In der Apostelgeschichte lesen wir, wie Petrus, Paulus und die ganze Gemeinde(!) sich im Gespräch über die Beschneidung einigen. Wer zweifelt daran, dass Reformatoren der späteren Zeit – die Propheten waren und geisterfüllt Änderungen anmahnten – weder gebührend angehört wurden noch eine echte Aussprache erfahren haben. Sie wurden mundtot gemacht! Die Spaltung und Spaltungen der Kirche sind schuldhafte Gespächsverweigerung. Jeder Glaubende kann sich der Wirkkraft des Gottesgeistes öffnen oder verweigern, auch Päpste.
Gerda Krebes, Tessin
Der Zusammenstoß Jesu mit den Händlern im Vorhof des Tempels zeigt, wie sehr sich Jesus mit Leib und Seele, mit aller Kraft seiner Gefühle der Entwürdigung des Religiösen widersetzt. Auch von uns sind Leidenschaft und starke Gefühle gefordert, wenn es um die gute Sache Jesu geht.
Dr. Klaus Beurle, Würzburg
Neubeginn
Zur Fastenmeditation „Vom Wagnis der Begegnung“ (CIG Nr. 10, S. 17)
Ich kann dem Appell von Bischof Michael Gerber für mehr Offenheit in Hinblick auf das Thema Kunst und Kirche nur zustimmen. Mein Fazit als Galerist und Kunsthistoriker ist geprägt von der Überzeugung, dass es nur im vertrauensvollen Dialog zwischen Theologie und Gläubigen gelingen kann, Ängste und Desinteresse zu überwinden. Kunstverstand braucht wie der Sportler lebenslange Übung und hat mit Geschmack und Gewohnheit gar nichts zu tun. Umso erfreulicher registriere ich die vielen Hinweise in Ihrer Zeitschrift auf spannende, künstlerische Interventionen im Kirchenraum! Fachzeitschriften allein sind viel zu eng, weil sie nur die Spezialisten bedienen.
Dr. Johannes von Geymüller, Essen
Die Fastenzeit erinnert uns an den Neubeginn in der Natur. Das gilt so auch im Umgang mit unseren Gedanken. Inwieweit stellen wir das Positive in den Vordergrund? Wollen und können wir noch danken? Machen wir uns bewusst, dass wir an allem, was wir erfahren, lernen können, um so besser das Ganze zu verstehen. Wenn wir zu sehr im negativen Denken verhaftet sind, hat das viel mit uns selbst zu tun. Und das wird besonders kritisch, wenn wir es so auf unsere Mitwelt übertragen wollen. Unser Dasein ist nicht dazu erschaffen worden, dass daraus ein ständiger Problemfall werden sollte.
Manfred Fischer, Mannheim
Sünde und Last
Zum Artikel „Thomas von Aquin, Lehrer der Gegenwart?“ (CIG Nr. 10, S. 19)
Der Autor referiert die Thomanische Denkweise und versucht, die Erbsündenlehre mit „neuesten Erkenntnissen im Bereich von Psychologie und Genetik“ zu retten. Fragwürdig wird es, wenn die Vererbung von Traumafolgenstörungen oder einer psychischen Krankheit zum Beweis für die Erbsündenlehre gemacht werden soll. So wird ein Denkmuster verteidigt, das lange genug zur Unfreiheit und Unterdrückung benutzt wurde. Soll das eine gelungene Werbung für Thomas von Aquin sein?
Michael Rösler-Goy, Prien a. Chiemsee
Wie soll ein Mensch für die Folgen der „Sünden“ seiner Vorfahren verantwortlich sein? Ja, es gibt „generationenübergreifende Übertragungen“ – aber sind die „Erben“ dafür verantwortlich zu machen? Wäre es nicht passender, von „Erblast“ zu sprechen?
Dr. Franz Josef Weißenböck, Kirchberg
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