Sakrament der VersöhnungIch beichte

Das Bußsakrament hat eine schwierige Geschichte. Dennoch kann es auch heute noch als befreiend erlebt werden, meint unser Autor.

Ich habe es verbockt. Am liebsten möchte ich die Zeit zurückdrehen. Jetzt sitze ich im Schlamassel. Das Schlimmste dabei: Meine Gedanken kreisen. Wie komme ich da wieder raus? Wie kann ich es beim nächsten Mal besser machen? Und irgendwie auch: Es tut mir ja leid, was da passiert ist.

Falls Sie sich jetzt fragen, was genau ich verbockt habe – das behalte ich für mich. Aber ich habe eine Bitte: Stellen Sie sich vor, Sie stecken in meiner Situation. Sie haben etwas, das Ihnen am Herzen liegt, so richtig gegen die Wand gefahren. Vielleicht waren Sie mal wieder unfair zu einem lieben Menschen, vielleicht haben Sie Ihren wichtigsten Vorsatz nicht gehalten, vielleicht haben Sie im Job wieder diese eine faule Ausrede benutzt, vielleicht … Ach, Sie wissen schon.

Aber zurück zu mir. Es kommt ein paar Mal im Jahr vor, dass ich in so einer Situation stecke. Und vor ein paar Jahren habe ich für mich einen Weg entdeckt, wie ich da wieder rausfinde: Ich beichte.

Ich weiß noch genau, wie es beim ersten Mal war. Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Was genau muss ich dem Priester eigentlich sagen? Und wie sage ich es? Ist das nicht alles total peinlich? Was soll es überhaupt bringen? Schließlich bin ich zu einem befreundeten Priester ins Beichtzimmer gegangen. Ja, Zimmer – es war kein muffiger Beichtstuhl, es gab keine harte Kniebank. Wir saßen uns gegenüber, auf Augenhöhe. Der Priester hat ein Kreuzzeichen gemacht. Und dann habe ich einfach draufloserzählt. Mein Gedankenkarussell eben. Der Priester schaute mich an und hat zugehört. Lange zugehört. Irgendwann hatte ich das Gefühl, alles in Worte gefasst zu haben, was mich so beschäftigt. Das war Arbeit! Aber es tat gut. Der Priester hat anschließend noch zwei, drei Dinge dazu gesagt. Nichts Belehrendes, sondern aus seiner eigenen Lebenserfahrung. Dann hat er gefragt, ob er mir die Hände auflegen darf, um mich von meinem Gedankenkarussell freizusprechen. Das war meine erste bewusste Beichte. Befreiend.

Ich weiß natürlich, dass geschehenes Unrecht danach nicht einfach verschwindet. Aber für mich war es der erste Schritt, zu mir selbst wieder „Ja“ sagen zu können. Weil der Priester einem in der Beichte am Ende gewissermaßen höchstamtlich bestätigt: Du bist gut! Weil Gott dich genau so will, wie du bist. Und das auch noch gratis und ohne ein halbes Jahr Wartezeit auf einen Gesprächstermin. Der zweite Schritt war dann, dass ich auch zu anderen ehrlich sein konnte. Dass ich das wieder in Ordnung gebracht habe, was ich da verbockt hatte.

Ja, ich kenne Menschen, die die Beichte als beklemmend, gezwungen, ja missbräuchlich erfahren haben. Es ist eine Schande, dass ihnen das angetan wurde! Gerade mit meinen guten Erlebnissen kann ich gar nicht sagen, wie leid es mir tut, wenn jemand dieses Sakrament geradezu „erleiden“ musste. Aber nehmen Sie es mir ab: So muss es nicht sein. Das wollte ich nur einmal sagen.

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