Jesaja 40,3 zählt nicht zu den Bibelstellen, die man häufig im Gottesdienst hört. „Ebnet in der Steppe eine Straße“, heißt es da. „Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.“ In Südafrika scheint man sich diese Passage zu Herzen genommen zu haben. Mehrere christliche Gemeinden haben sich daran gemacht, Schlaglöcher um die Hauptstadt Pretoria auszubessern – als Alternative zum Gottesdienst. „Wenn die Regierung etwas nicht schafft, liegt es an uns, auszuhelfen“, wurde ein Priester in der lokalen Tageszeitung zitiert.
Daneben hat die Aktion auch einen politischen Hintergrund: Die Straßenbauarbeiten sollen daran erinnern, wie vor 30 Jahren der Weg in eine gleichberechtigte, demokratische Zukunft geebnet wurde. Im April 1994 fanden in Südafrika die ersten freien Wahlen statt, bereits zwei Jahre zuvor war das rassistische Apartheidssystem offiziell abgeschafft worden. Doch noch sind nicht alle Wunden verheilt, der Prozess der Versöhnung dauert bis heute. „Wir müssen versuchen, über unsere problematische gemeinsame Geschichte hinwegzusehen, selbst wenn das bedeutet, vereint zu Spaten und Eimer zu greifen“, so der Priester.