Vielleicht wundern Sie sich, dass das „Amen“ am Ende des Hochgebets einen eigenen Artikel erhält. Wenn Studierende die älteste Beschreibung der Messe von Justin dem Märtyrer um das Jahr 150 lesen, überraschen sie zwei Dinge: Zunächst, dass die Messe damals in ihren Elementen bereits verblüffend ähnlich war zur heutigen Feier – welch Kontinuität. Und außerdem, dass zwar das Hochgebet recht knapp behandelt, das folgende Amen aber mehrfach hervorgehoben wird.
„Amen“ bedeutet „Ja, so ist es“. Es leitet sich vom hebräischen Wort für „fest / zuverlässig sein“ ab und signalisiert Zustimmung und Bekräftigung (vgl. Neh 8,6). Das Amen am Ende des Hochgebets ist das wichtigste der ganzen Messe, denn es ist das Ja zu allem, was darin vergegenwärtigt wird: Jesu Hingabe bis ans Kreuz, seine Auferstehung und Himmelfahrt, seine Gegenwart unter uns in den gewandelten Gaben von Brot und Wein. Zum großen Ja Christi an den Willen des Vaters geben wir unser Ja.
Paulus entwirft sogar eine „Theologie des Amen“. Demnach sei Christus „nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Denn er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat. Darum ergeht auch durch ihn das Amen zu Gottes Lobpreis, vermittelt durch uns“ (vgl. 2 Kor 1,19f.).
„Das Amen ist deine Unterschrift“, erklärt Augustinus in einer Predigt. Denkt man dieses Bild weiter, gleicht das Hochgebet einem Dokument, das den Anwesenden gereicht wird, damit sie es unterzeichnen, sich explizit zu eigen machen und bekräftigen können. Hieronymus bezeugt, dass das Amen wie ein Donner im Kirchenraum erschallte.
Das Amen wird entwertet, wenn die Schlussdoxologie, die ja das Pendant zur Präfation bildet und keine Akklamation ist, von allen gesungen wird. Vielmehr sollte man auf dieses Amen in Verkündigung und Feier mehr Wert legen und es zumindest ab und zu wiederholt singen, wozu das Gotteslob eine Reihe von Melodien bereithält (Nr. 201). Das große Amen klingt nach im persönlichen Amen beim Kommunionempfang: Es ist jeweils unser Ja-Wort zu Christus!