Jahrhundertelang taten die Wissenschaften, allen voran die Theologie, diese Frage mit einem klaren „Nein“ ab. Bewusstsein – das sei ja gerade das, was uns Menschen auszeichnet, unser Alleinstellungsmerkmal, der göttliche Funke in uns. „Auch Tiere trauern über tote Artgenossen. Aber sie bauen ihnen kein Mausoleum“, hat das ein geistlicher Autor einmal formuliert.
Doch wie so vieles gerät auch diese Gewissheit ins Wanken. Verhaltensbiologen finden bei immer mehr Lebewesen Hinweise auf Bewusstsein. Das bedeutet nicht, dass diese Tiere fähig wären, über sich selbst nachzudenken oder zum Beispiel Gedichte zu schreiben (vgl. den religiösen Leitartikel). Aber sie empfinden etwa Schmerz und gehen damit um. Was muss daraus für unser Verhältnis zu ihnen folgen? Auch die Künstliche Intelligenz stellt – gewissermaßen am anderen Ende der Skala – bisherige Denkmuster infrage.
Womöglich kommen wir durch all das zu einem tieferen Verständnis des Menschseins. Es ist aber eben eine gewisse Neuorientierung nötig. Was das auf verschiedenen Ebenen bedeuten kann, dafür bietet auch diese Ausgabe einige Impulse.