Bietet Zuflucht wie ein Schatten, der in der Mittagshitze schützt wie die Nacht. Versteckt die Vertriebenen, verratet die Geflüchteten nicht!“ Diesen Auszug aus dem Buch Jesaja haben Aktivisten in großen Lettern auf das Tagungshotel des CDU-Bundesparteitags projiziert. Die Bibelstelle ist Mahnung und Anklage zugleich, während drinnen über Pläne für eine strengere Flüchtlingspolitik diskutiert wurde.
Die Menschen hinter der Protestaktion kennen sich mit biblischen Texten aus: Ein Zusammenschluss von rund 700 Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Theologinnen und Theologen haben gegen die CDU-Pläne einer Drittstaatenregelung protestiert. Auch die Flüchtlingsbeauftragten der beiden großen Kirchen hatten das Modell, nach dem Asylsuchende in vermeintlich sichere Drittstaaten überführt werden sollen, kritisiert. Wer sich am christlichen Menschenbild orientiere, dürfe den individuellen Zugang zum Flüchtlingsschutz in Europa nicht abschaffen, schrieben der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße und der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein in der Welt am Sonntag. „Wir brauchen Lösungen, die im Einklang mit den Menschenrechten und dem Völkerrecht stehen.“