Märtyrer des 21. Jahrhunderts (Folge 3): Tilmann GeskeMissionar und Gemeindegründer

Als evangelikaler Christ wurde er in der Türkei ermordet. Seine Frau setzt sich für Versöhnung ein.

Tilmann Geske (Foto: privat)
Tilmann Geske (Foto: privat)

Der evangelisch-freikirchliche Christ Tilmann Geske wurde am 18. Juli 1961 in Mindelheim (Schwaben) geboren und wuchs unweit der niedersächsischen Stadt Celle auf. Vor dem Abitur erfolgte seine bewusste persönliche Hinwendung zu Gott. Geske studierte daraufhin evangelische Theologie an der heutigen Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) Basel.

Sein Ziel war es, den Glauben in der Mission weiterzugeben. Darin stimmte er mit seiner Frau Susanne überein. Sie hatte die „New-Life-Bibelschule“ im Kanton Appenzell besucht. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern Michal und Lukas zogen die Eheleute 1997 in die Türkei, wohl wissend, dass christliche Missionare dort gefährdet sind. In der Türkei wurde ihr drittes Kind Miriam geboren. Im Jahre 2003 kam die Familie in die südosttürkische Stadt Malatya, wo sie mit drei anderen Ehepaaren eine Gemeinde gründete.

Susanne Geske erinnert sich, dass sie am Abend des Ostersonntags 2007 mit ihrem Mann über Christenverfolgung sprach: „Wir wussten natürlich, dass so etwas tragischerweise in vielen Teilen der Welt geschieht, aber wir konnten uns einfach nicht vorstellen, dass uns so etwas passieren könnte.“ Als sich Tilmann Geske wenige Tage später von seiner Frau verabschiedete und zu seiner Arbeit in einem kleinen evangelikalen Verlag aufbrach, ahnte Susanne Geske nicht, dass sie ihren Ehemann nicht mehr lebend sehen würde. Der deutsche Übersetzer und Theologe wurde an seinem Arbeitsplatz überfallen. Fünf junge Männer folterten und ermordeten ihn und seine Kollegen Necati Aydin und Ugur Yüksel. Die Opfer starben noch am Tatort beziehungsweise im Krankenhaus.

Die Attentäter sagten der Polizei, sie hätten die Morde aus „nationalistischen und religiösen Gefühlen“ verübt. Jeder von ihnen hatte bei der Tat einen Zettel mit den Worten „Wir haben es für unser Land getan“ in der Tasche. Erst am 28. September 2016 verurteilte das Gericht fünf der Täter zu jeweils dreimal lebenslanger Haft.

In ihrem Buch Ich will keine Rache. Das Drama von Malatya (Gießen 2008) schreibt Susanne Geske: „Jesus hat am Kreuz für die Menschen gebetet: ‚Vater vergib ihnen; denn sie wissen nicht was sie tun‘. Und ich möchte dasselbe tun ... Ich weiß, dass Tilmann als Märtyrer im Namen Jesu Christi gestorben ist. Sein Blut ist nicht umsonst geflossen. Dies ist ein Neuanfang für Malatya und für die Türkei.“

Geske blieb mit ihren drei Kindern in der Türkei, weil sie das Werk ihres Mannes fortsetzen wollte. In Deutschland und darüber hinaus blieb die fürchterliche Untat nicht ohne Echo. Zeitungen und Zeitschriften berichteten ausführlich. Die STH Basel hält seit 2018 jährlich eine „Tilmann Geske Memorial Lecture“ ab, um die Missionstätigkeit Geskes in Ehren zu halten, aber auch um an die Situation christlicher Missionare und christlicher Minderheiten in schwierigen Verhältnissen zu erinnern. Im Jahre 2023 wurde Susanne Geske der Ludwig-Krapf-Preis der Akademie für Weltmission (AWM) in Korntal-Münchingen verliehen.

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