Er war einer der einflussreichsten evangelischen Theologen des letzten Jahrhunderts. Jürgen Moltmanns 1964 erschienene Theologie der Hoffnung ging um die Welt und prägt den Protestantismus bis heute. Moltmann stützte sich dabei auf den „Gott der Hoffnung“, den der Römerbrief vorstellt (Röm 15,13), und ermutigte dazu, sich schon im diesseitigen Leben stärker für eine gerechte Welt, ein „Reich Gottes“ einzusetzen.
Anlässlich des Luther-Jubiläums führten wir 2017 ein längeres Interview mit Moltmann (vgl. CIG Nr. 45/2017, S. 505). Hier sprach er auch über seine persönliche Bekehrung zum Glauben während der dreijährigen Kriegsgefangenschaft: „Da ist mir in meiner Gottverlassenheit der gottverlassene Christus nahegekommen. Seitdem lebe ich in der Christusgemeinschaft.“ Allgemein war Moltmann die innige Gemeinschaft mit Jesus wichtiger als kirchliche Normen. „Ein Christ soll in der Gemeinschaft mit Jesus Christus leben und sterben. Was er glaubt, ist seine Sache. Kein Lehramt der Kirche kann messen, wie viel er glaubt und wie viel er nicht glaubt.“ Jetzt ist Jürgen Moltmann im Alter von 98 Jahren in Tübingen gestorben, wo er bis 1994 als Professor wirkte.