Ihre PostLeserbriefe

Nach Erfurt

Zu unseren zwei Perspektiven auf den Erfurter Katholikentag (CIG Nr. 24, S. 3)

Alles, was Johanna Beck über den Katholikentag sagt, ist richtig. Doch das, was Wenzel Widenka thematisiert, gehört auch zur Wahrheit und damit zu einem (nachdenkenswerten) Gesamtbild der Veranstaltung.

Manfred Weisser, Germering

Wie unterschiedlich doch Ihre Beschreibungen und Erfahrungen mit dem Katholikentag in Erfurt sind! Den Bericht von Johanna Beck kann ich nachvollziehen. Mir ging es gut mit der Stadt und dem ausgesuchten Programm. Den Bericht von Wenzel Widenka kann ich weniger nachvollziehen. Ich fühlte mich etwa mit dem Wortgottesdienst am Fronleichnamsmorgen nicht „abgespeist“. Ich fand es vielmehr der Situation in Ostdeutschland geschuldet, wo Fronleichnam eben kein Feiertag ist und die Menschen arbeiten. Das war angemessen. Die Gelegenheit zur Eucharistiefeier war ja dann am Abend gegeben, wie sonst üblich.

Hermann Kast, Speyer

Die kaum wahrnehmbare Präsenz der unierten Ostkirchen, insbesondere der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, hat Wenzel Widenka zu Recht beklagt. Stimmen von direkt Betroffenen des russischen Angriffkriegs wie die des Kirchenhistorikers Oleh Turiy oder der Friedensnobelpreisträgerin Irina Scherbakowa verloren sich in der medialen Aufmerksamkeit. Die Opfer des Putin’schen Terrors kamen zu kurz.

Wolfgang Röckl, Würzburg

In der Neuen Zürcher Zeitung hieß es, der Katholikentag sei zum „Hochamt linker Gesinnungstüchtigkeit“ geworden. Ich halte diese Kritik für berechtigt.

Dr. Thomas Scholz, Berlin

Familienbild

Zum religiösen Leitartikel „Die neue Familie“ (CIG Nr. 24, S. 1)

Ihre Aussage, dass Jesus die Institution Familie „zerbricht“, finde ich zu hart. Hat es nicht etwas zu bedeuten, dass Jesus in einer Familie aufgewachsen ist? Hat er nicht mit seinen Eltern Erfahrungen machen dürfen, die ihn Gott als liebenden Vater verkündigen ließen? Ja, es gibt im Evangelium einige Stellen, an denen die Familie nachgeordnet wird. Zugleich gibt Jesus dem Bild der Familie eine tiefere und erweiterte Bedeutung, über die Abstammung hinaus. Das sehe ich jedoch nicht als „Zerstörung“, sondern im Gegenteil: als Wertschätzung.

Klaus Heizmann, Saulheim

Perspektiven

Zum Kommentar „Dem Hass keinen Raum geben“ (CIG Nr. 24, S. 2)

Sie schreiben: „Ein zweiter Polizist hatte den Täter mit einem Schuss niedergestreckt.“ Gegen diese Formulierung regt sich mein Widerstand als Christ und Polizeibeamter. Polizisten legen einen Diensteid ab. Sie respektieren und verteidigen die Würde jedes Menschen, die Grundrechte und die Rechtsordnung. In Mannheim hat ein Polizeibeamter pflichtgemäß von seiner Schusswaffe Gebrauch gemacht, um die Fortsetzung eines Verbrechens zu verhindern. Wäre es daher nicht angemessener gewesen zu schreiben: Ein Polizist hatte den Täter mit einem Schuss gestoppt oder am weiteren Zustechen gehindert?

Helmut Mayer, Bad Krozingen

Wiederholung

Zum Leitartikel „Umsturz der Werte“ (CIG Nr. 23, S. 1)

Die Geschichte wiederholt sich, und das gilt auch für die Geschichte der Religionen. Jesus war Jude und hatte nicht die Absicht, eine neue Religion zu stiften. Er wollte, dass seine Heilige Schrift „richtig“ verstanden wird – also auch in einem von Erbarmen und Nächstenliebe geprägten Sinne. Seine Auslegungen waren den damaligen religiösen Würdenträgern ein Dorn im Auge, und sie lösten das „Jesus-Problem“ auf ihre Weise. Auch heute stoßen ähnliche Auslegungen unserer Heiligen Schrift auf Widerstand, sowohl bei kirchlichen Würdenträgern als auch bei Laien. Glücklicherweise sind die Konsequenzen für diejenigen, die sich für einen „Umsturz der Werte“ einsetzen, in unserem Kulturkreis heute nicht mehr so schrecklich. Dennoch ist eine gewisse Parallelität unverkennbar. Das ist tragisch, entspricht aber leider den Tatsachen.

Christoph Oberweis, Trierweiler

Anmerkung der Redaktion: Ein Leserbrief der letzten Ausgabe wurde fälschlicherweise Christoph Oberweis zugeordnet. Der Brief in CIG Nr. 24 stammt von Roswitha Rother aus Kaufbeuren. Wir bitten, die Verwechslung zu entschuldigen.

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