Papst Franziskus war gerade mal ein gutes Jahr im Amt und dank seiner frischen, ja revolutionären Art flogen ihm (damals noch) sehr viele Herzen zu. Im Juni 2014 fügte er diesem Mosaik des euphorischen Anfangs ein weiteres Steinchen hinzu. Weil die Lage im Heiligen Land wieder einmal verfahren war und sich die Gewalt immer mehr steigerte, hatte Franziskus in den Vatikan eingeladen. Dabei pflanzte der Staatspräsident Israels, der inzwischen verstorbene Shimon Peres, mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas ein Olivenbäumchen. Beide riefen Gott um Frieden an. „Jetzt beendet dieser Papst auch noch den Nahostkonflikt“, kommentierte seinerzeit ein Kollege.
Das Olivenbäumchen gibt es noch. Es sei gut gewachsen, weil man es gewässert und vor Wind geschützt habe, sagte der Papst jetzt im Gedenken an das Treffen von vor zehn Jahren. Der Friede ist seither leider nicht gewachsen. Im Gegenteil: Hass und Gewalt sind eskaliert. Dennoch wiederholte Franziskus sein Gebet von 2014: „Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer ,Bruder‘ laute!“ Hilft im Nahen Osten nur noch beten? Was heißt „nur noch“? Was soll sonst helfen?!