Seit einer Woche läuft die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Schon länger dauert die Diskussion darüber, ob das sportliche Groß- und milliardenschwere Unterhaltungsereignis die Menschen im Land einander wieder näherbringen kann. Die Kollegen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kommen zu keinem eindeutigen Urteil. „Im günstigsten Fall haben am Ende des Fußball-Sommers wieder mehr Menschen das Gefühl, mit ihren Mitbürgern eine Gemeinschaft zu bilden“, meint Jannis Koltermann aus dem FAZ-Feuilleton. Sein Kollege Robin Passon widerspricht: „Im bierseligen Siegestaumel mit Fremden in den Armen zu liegen und ein beherztes ,schalala‘ zu grölen, können wir nicht als gesellschaftliche Annäherung verbuchen.“
Ganz sicher wird das sportliche Abschneiden der deutschen Elf einen erheblichen Einfluss auf das Gemeinschaftsgefühl haben. Weil wir das derzeit noch nicht recht abschätzen können, gibt es an dieser Stelle nur Nachrichten, in denen Menschen definitiv näher zusammenrücken.
1 | München. In ihrer aktuellen Ausgabe hat die Modezeitschrift Vogue ein ganz besonderes „Model“ auf der Titelseite: die 102 Jahre alte Holocaustüberlebende Margot Friedländer. Toll, dass ihrer Botschaft so prominenter Raum gegeben wird. Friedländer ruft auf: „Schaut auf das, was euch verbindet!“
2 | Genf. Fast drei Viertel der Weltbevölkerung sind laut einer internationalen Befragung dafür, Menschen auf der Flucht vor Gewalt oder Verfolgung Asyl zu gewähren. Am höchsten war die Zustimmung in Ländern, die laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk eine lange Tradition der Aufnahme von Flüchtlingen haben: Kenia und Uganda mit 93 beziehungsweise 92 Prozent.
3 | Freiburg. Wer sein Christentum ernst nimmt, sollte bei dieser Frage besonders zustimmen. Die Wiener Theologin Regina Polak erklärte jedenfalls in der Katholischen Akademie: „Viele Erzählungen, Gebete und Rechtstexte im Alten und Neuen Testament berichten von Menschen, die fliehen müssen, verfolgt sind, zu Opfern werden und dann durch die Zusage Gottes ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinnen.“
4 | Mainz. Er gehöre zum „Team Zuversicht“, was die Möglichkeit von Reformen in der katholischen Kirche angeht. Das erklärte der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing zum Ende der zweiten Sitzung des Synodalen Ausschusses. 96 Prozent der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland würden mehr Beteiligung, Rechenschaft und Transparenz befürworten.
5 | Rom. Zur Eröffnung der vierten Anti-Missbrauch-Konferenz im Vatikan hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Schutz insbesondere von Menschen mit Behinderung aufgerufen. Etwa jeder fünfte Mensch auf der Welt lebe mit einer Form von Behinderung. Die Betroffenen seien besonders gefährdet durch verschiedene Arten von Missbrauch sowie physische und psychische Gewalt, so der Kardinal.
6 | Bonn/Hannover. Im Grundsatz positiv haben die beiden großen Kirchen in Deutschland auf den Vorschlag reagiert, neue gemeinnützige Trägerschaften für nicht mehr benötigte Gotteshäuser zu suchen. Es sei begrüßenswert, wenn das Manifest („Die Kirchen gehören allen“) eine gemeinsame Verantwortung für die Nutzung, die Pflege und den Erhalt von Kirchengebäuden in den Blick nehme.
7 | Seattle. 370 Millionen Euro muss eine texanische Eisenbahngesellschaft dem Stamm der Swinomish zahlen. Entgegen Absprachen hatte die Firma jahrelang große Mengen Rohöl durch das indigene Reservat transportiert und dadurch diesen Lebensraum verschmutzt. Ein Richter ordnete jetzt an, dass die Swinomish zumindest an den Profiten teilhaben sollen.