Zusammenhalt

Der Wochenrückblick.

Rhesusäffchen pflegen ein eigenwilliges Verhältnis zu ihresglei- chen: Sie leben streng hierarchisch, schwache oder gruppenfremde Tiere werden gewaltsam vertrieben – man ist versucht, den brüsken Vergleich zu ziehen: beinahe menschlich.

Ausgerechnet unter dieser streitlustigen Art haben Forscher nun eine spannende Beobachtung gemacht. Auf einer unbewohnten Insel vor der Küste Puerto Ricos verhielten sich die Affen nach einem verheerenden Hurrikan deutlich sozialer gegenüber ihren Artgenossen. Zunächst vermutete man, die Tiere seien notgedrungen im Schatten der wenigen verbleibenden Bäume zusammengerückt. Doch die ungewöhnliche Verhaltensweise hält nun schon seit mehreren Jahren an und scheint sich positiv auf die Population auszuwirken.

Zwar schließen die Fachleute nicht aus, dass das aggressive Verhalten unter veränderten Umständen zurückkehren könnte – etwa nach einem Krankheitsausbruch. Aber als ermutigendes Vorbild des Zusammenhalts liest sich der Bericht aus der Tierwelt trotzdem. Und Anlässe, enger zusammenzurücken, gibt es auch für uns Menschen genug.

1 | Gütersloh. Das zeigt etwa eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Demnach sind alleinerziehende Familien nach wie vor die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland. Vier von zehn alleinerziehenden Familien gelten derzeit als armutgefährdet. Fast die Hälfte aller Kinder, die mit Sozialbezügen aufwachsen, lebt mit nur einem Elternteil zusammen.

2 | Deutschland. Die Zahl antisemitischer Vorfälle ist im vergangenen Jahr massiv angestiegen: Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) dokumentierten 2023 mit 4782 Fällen einen Zuwachs von fast 83 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Fälle reichen von Beleidigungen über Schmierereien bis zu gewaltsamen Angriffen. Mehr als die Hälfte davon ereigneten sich nach dem Terrorangriff der Hamas im vergangenen Oktober.

3 | Berlin. Mehr als 100 Vereine und Stiftungen haben sich mit einem Hilferuf an Bundeskanzler Olaf Scholz gewandt. Ihnen drohe der Verlust der Gemeinnützigkeit, weil ihr Engagement gegen Rechtsextremismus von den Behörden als „einseitig“ beanstandet werde. Die überwiegend in Ostdeutschland tätigen Organisationen fordern, den Einsatz für demokratische Werte in die Liste gemeinnütziger Zwecke aufzunehmen.

4 | Internet. Gegen Hass und Hetze stellt sich auch das Bündnis eXit. Darin kündigten 51 Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Gesundheit, Landwirtschaft und Soziales an, ihre Aktivitäten auf der Plattform X, vormals Twitter, einzustellen. Seit der Übernahme durch den Multimilliardär Elon Musk 2022 gehörten Gewaltaufrufe und Desinformation zu den alltäglichen Umgangsformen. „Daher sagen wir #ByeByeElon.“

5 | Berlin. Gottes Beistand für den persönlichen Zusammenhalt gibt es in der evangelischen Genezarethkirche: Beim Pop-up-Hochzeitsfestival Mitte Juli können sich Paare spontan segnen lassen. Das Angebot sei eine „unkomplizierte Alternative zur traditionellen kirchlichen Trauung“ und richtet sich ausdrücklich auch an queere Menschen.

6 | Vatikan. Nach ihren öffentlichen Zerwürfnissen scheinen sich Papst Franziskus und Georg Gänswein wieder anzunähern: Vergangenen Montag ernannte der Papst den früheren Sekretär Benedikts XVI. offiziell zum Nuntius von Litauen, Lettland und Estland. Künftiger Dienstsitz des 67-Jährigen wird das litauische Vilnius sein.

7 | Ohio / USA. Bereits vor 50 Jahren sind die schwarzen und weißen Streifen zusammengerückt: Am 26. Juni 1974 wurde in einem amerikanischen Supermarkt erstmals der Barcode einer Packung Kaugummis gescannt. Seitdem hat die Technik das Kassieren und Versenden von Waren revolutioniert. In Zukunft dürfte der Strichcode jedoch vom effektiveren QR-Code verdrängt werden.

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