Echte Wahl
Zum Kommentar „Enttäuschte Erwartungen“ (CIG Nr. 27, S. 2)
Diese Interpretation des Wahlausgangs bietet für mich eine interessante andere Perspektive. Wenn die beklagte gesellschaftliche Spaltung von fälschlicherweise fest definierten Gruppen ausgeht, wäre auch deutlich, wie wir Demokratie stärken können, nämlich als eine deutlich sichtbare, aber anstrengende Suche nach Kompromissen, mit wechselndem Schwerpunkt von Meinungen. Dafür müssen wir auch uns unbequeme Meinungen einbeziehen. Nachteil: Parteien ließen sich nicht mehr mit der Zahl der durchgesetzten „Wahlversprechen“ bewerten. Großer Vorteil aber: Die eigentliche Idee der Mitwirkung möglichst großer Teile der Bevölkerung wäre eher gegeben.
Stephan Bohnenberger (auf cig.de)
Einladend
Zum Editorial „Religion Fußball“ (CIG Nr. 27, S. 1)
Beim Lesen erinnerte ich mich an einen Gottesdienst in Burkina Faso. Meine Frau und ich verstanden kein Wort, haben uns aber nicht gelangweilt gefühlt. Der Prediger war sehr lebendig und die Gläubigen folgten seiner Predigt mit Raunen, Kichern, Klatschen, mit Ja- und Nein-Rufen und mit Lachen. Ähnliches haben wir in Kenia erlebt in einer Kirche voller Schülerinnen und Schülern. Wenn ich mich hinten in die Kirche stelle und das Geschehen quasi als Unwissender auf mich wirken lasse, dann empfinde ich unsere Gottesdienste im Vergleich als nicht einladend.
Hans-Georg Bergandt, Iserlohn
Abhängig
Zum Kommentar „Jeder ist für sich allein“ (CIG Nr. 26, S. 2)
Mit dem Vorhandensein der Technik, immer erreichbar zu sein, begibt man sich in eine Abhängigkeit, die einem Suchtverhalten gleicht. Will man nicht immer gefragt sein? Wenn ich einmal nicht „gefordert“ werde, kann ich diese Stille ertragen?
Raina Urner, Neuhof
Hoffnungstext
Zum religiösen Leitartikel „Die größere Macht Gottes“ (CiG Nr. 25, S. 1)
Die Autorin schreibt in ihrer Auslegung: „Trotz dieser Katastrophe hält Ezechiel an der absoluten Souveränität und Treue Gottes zu seinem Volk fest.“ Ich lese zur Zeit alles unter dem Blick auf die Vorgänge zwischen Russland und der Ukraine sowie im sogenannten Heiligen Land. Wo ist denn heute die „absolute Souveränität und Treue Gottes zu seinem Volk“, wo sind sie sichtbar? „Gott auf der Seite der Opfer“, wo denn?
Hermann Kast, Speyer
Vielen Dank für die guten weiterführenden Fragen. Ich verstehe weder Ezechiel noch meine Auslegung als Beschreibung des Zustandes der Welt, sondern als Aussagen, wie die Welt sein soll. Ezechiel ist meines Erachtens ein Hoffnungstext, der dazu motivieren will, in der Krise durchzuhalten und darauf zu vertrauen, dass die Mächte der Welt nicht das letzte Wort haben, sondern es die Macht und damit auch Gerechtigkeit Gottes ist, die sich durchsetzen werden. Das schließt nicht aus, Gott auch anzuklagen und zu fragen, wo Gott im Leid ist. Gleichzeitig hat der Text Appellcharakter, nämlich das eigene Handeln an dem zu orientieren, was von Gott erhofft wird. Wer sagt, dass Gott auf der Seite der Opfer steht, der kann nicht tatenlos danebenstehen.
Dr. Kathrin Gies, Bamberg
Wer schützt?
Zum Wochenrückblick „Superhelden“
(CIG Nr. 25, S. 2)
Ein Leserbrief kritisierte die vermeintlich einseitige Berichterstattung über die Befreiung von vier israelischen Geiseln (CIG Nr. 26, S. 8). Dazu möchte ich gerne etwas zu bedenken geben. Vorab ein Satz der rumänisch-deutschen Schriftstellerin Herta Müller: „Israel braucht Waffen, um seine Menschen zu schützen, die Hamas braucht Menschen, um ihre Waffen zu schützen.“ Diese perfide Rechnung geht auf, die Welt sieht das Leid der Palästinenser und gibt unreflektiert die Angaben der Terrororganisation Hamas wieder.
Gaza ist seit 2005 völlig ohne israelische Soldaten. Wozu hat die Hamas die Jahre genutzt? Sie hat keine Sozial- und Infrastruktur für „ihr“ Volk aufgebaut, sondern das Land militärisch aufgerüstet und ihre Stützpunkte unter Schulen und Krankenhäusern installiert. Zu welchem anderen Ziel als Israel zu vernichten, wie es auch in ihrer Charta steht?
Petra Marzinzig, Grasellenbach
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