ihre postLeserbriefe

Wege öffnen

Zum Zeitgang „Ist Beten nützlich?“

Ja, es ist die falsche Frage, wenn man das Gebet als Handelsware betrachtet, nach dem Motto: Ich gebe Zeit und will dafür etwas haben. Es geht nicht um Handel, es geht um Beziehung. Eine lebendige Du-Beziehung. Vater unser... Und welch ein Vorzug, welche Ehre, wenn wir für andere Fürbitte leisten dürfen. Wir werden dabei mitgeheilt. Oft, ohne es zu merken.

Marianne Gies-Ruffing, Bexbach

Im Bittgebet geht es um die Öffnung des menschlichen Geistes auf den göttlichen hin, auf Gottes Schöpferkraft in uns. Auf diese Weise können uns Chancen und Wege für die nahe und ferne Zukunft eröffnet werden, an die wir von selbst nicht gedacht hätten. Es könnte leicht sein, dass wir ansonsten um das Falsche bitten, weil wir das Leben nicht vom Ende her denken können.

Emma Spöcklberger, St. Paul im Lavanttal/Österreich

Die Menschen der säkularen Gesellschaft haben weitgehend das Beten verlernt. Ob aber eine Gebetskultur, die insbesondere Selbstfindung, Reflexion und Zuwendung zum Anderen thematisiert, ohne von Gott zu sprechen, der Ausweg ist, wage ich zu bezweifeln.

Heribert Scheffler, Duisburg

Wer beten (wieder) lernen will, lasse sich von den Psalmen inspirieren. Sie sind die Schule des Betens schlechthin, jahrhundertelang erprobt und für uns weitergegeben wie ein altes, inzwischen abgegriffenes und doch stets neues Gesangbuch.

Norbert Stryczek, Dresden

Die Gedanken zum „Jahr des Gebetes“ sind sehr hilfreich. Gerade auch deshalb, weil der Autor mit Worten von Karl Rahner sehr offen negative Erfahrungen mit dem Bittgebet anspricht. Die Mut machenden Schlussfolgerungen der Überlegungen, die uns dazu aufrufen, dass wir unser Beten nicht verzwecken sollen, möchte ich mit einem weiteren Satz von Rahner ergänzen, den ich in einem kirchlichen Morgenlob gefunden habe und der mir sehr hilft: „Zum Bittgebet gehört beides: die Gewissheit der Erhörung und der restlose Verzicht, nach eigenem Plan erhört zu werden“.

Christa Herrmann, Konstanz

Totenfürsorge

Zum Beitrag „Letzte Ruhe unter der Stadt“

Ergänzend sei erwähnt, dass die würdige Bestattung der Toten im frühen Christentum zu den „Sieben Werken der Barmherzigkeit“ gehörte. Die Totenfürsorge war wichtiger Teil der Gemeindepraxis, galt als attraktives Alleinstellungsmerkmal. Sie bezog auch die fremden Toten mit ein, die nicht Mitglieder der Gemeinde gewesen sind. Die Theologie sowie die kirchliche Praxis zogen sich mit dem Übergang in die Neuzeit aus diesem Umgang mit den Toten zurück, begrenzten das Interesse auf Gebete und Bestattungszeremomie.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist die Versorgung des Leichnams kein offizieller Teil der kirchlichen Liturgie. Ich habe im Lauf meines Dienstes als Krankenhausseelsorger Jahre erlebt, in denen etwa Sozialhilfeempfänger automatisch eingeäschert wurden. „Leichen haben keine Rechte“ und „Wir kümmern uns um Lebende und nicht um Tote“ waren bezeichnende Auskünfte aus dem Mund leitender Personen in säkularen und kirchlichen Einrichtungen.

Rainer Deschler, Ravensburg

Demokratisch?

Zum Wochenrückblick „Kontrapunkt“ 

Sie berichten über Proteste gegen den AfD-Parteitag in Essen. Da nehmen Bürger ihre demokratischen Rechte auf Versammlungsfreiheit wahr, wogegen andere Bürger demonstrieren. Ich frage: Wer ist hier demokratisch legitimiert und wer nicht? Außerdem: Bei den Demonstrationen wurden laut Presseberichten 28 Polizisten verletzt. Wie kann der Essener Generalvikar sich angesichts dessen sehr zufrieden über die „friedliche“ Demonstration zeigen?

Michael Meuser, Tauberbischofsheim

Neu gesehen

Zu „Ein päpstlicher Primat in ökumenischer Gemeinschaft“ 

Hochinteressant finde ich, was Andrea Riedl über das vatikanische Studiendokument schreibt. Hier wird tatsächlich – man kann es kaum glauben – Kirchengeschichte neu gesehen und die Lehre vielleicht auch bald neu formuliert.

Bruno Authaler (auf cig.de)

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