Als Soziologe sei er in erster Linie Diagnostiker, betonte Franz-Xaver Kaufmann stets. Einer also, der gesellschaftliche Entwicklungen beobachtet, beschreibt und analysiert. Dennoch ließ es sich der 1932 in Zürich geborene Katholik nicht nehmen, auch selbst Impulse zu setzen, seine Kirche zu Reformen aufzurufen. Kaufmann beriet etwa die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, er nahm auch an der Würzburger Synode teil.
Zum Hintergrund der Kirchenkrise sagte Kaufmann vor einiger Zeit im Interview mit der Herder Korrespondenz: „Die Katholiken sehen inzwischen kritischer auch auf ihre eigene Kirche. Sie entdecken vieles, was nicht nur einfach ungleichzeitig oder alternativ ist, sondern auch keine Überzeugungskraft mehr besitzt. Die Welt hat sich seit dem 18. Jahrhundert verändert. Wir haben andere Normen, gegen die auch die Kirche ansonsten nichts einzuwenden hat: Sie bejaht Religionsfreiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit. Aber in ihren eigenen Strukturen bleibt sie in einem absolutistischen Modell befangen.“
Jetzt ist der Pionier im Bereich der Religionssoziologie im Alter von 91 Jahren in Bonn gestorben.