Ihre PostLeserbriefe

Sünde/Sünder

Zum Zeitgang „Wir – oder das Jüngste Gericht?“ (CIG Nr. 29, S. 3)

Die Argumentation geht meiner Einschätzung nach zugunsten von Felix Evers aus. Zentral ist seine Unterscheidung von Sünde einerseits und Sünder andererseits. Demgegenüber argumentiert Langer mit der Toxizität des vom Sünder Geschaffenen, das gewissermaßen durch die Sünde „kontaminiert“ sei und zur Vermeidung von Retraumatisierung – überspitzt paraphrasiert – wie Sondermüll entsorgt werden müsse, unabhängig davon, ob das Werk mit der Verfehlung in Zusammenhang steht. Das ist nicht zu Ende gedacht.

Christian Papsthart, Berlin

Auch ich habe Gänsehaut, wenn Laudato si gesungen wird. Bei diesem Lied spürt man das Brausen des Heiligen Geistes. Als Winfried Pilz diesen Song komponiert hat, war er sicher auch von diesem Geist erfüllt. Leider gab es bei ihm auch diese fürchterliche andere Seite. Diese aufzudecken, war und ist immer noch wichtig. Was wir gerne vergessen: Kein Mensch ist nur böse. Wir sollten nicht mit Steinen werfen. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass solche Sünde heute und in Zukunft nicht mehr geschieht.

Dr. Joachim Hölle-Gindorf, Trier

Ich kann die Argumente von Felix Evers nicht ganz nachvollziehen. Es geht bei Bischof Janssen um die Aberkennung außergewöhnlicher Ehrungen. Das hat mit Verurteilen nichts zu tun. Ehre, wem Ehre gebührt – und das trifft auf einen Missbrauchstäter sicher nicht zu.

Ursula Kaufmann, Völklingen

Vor 2000 Jahren wurden viele Gläubige durch den junge Fanatiker Saulus verängstigt und traumatisiert. Kein Wunder, dass diese Menschen ihm gegenüber sehr reserviert und vorsichtig waren, auch nachdem er behauptete, der Auferstandene sei ihm erschienen. Die dunkle Vergangenheit war nicht einfach wegzuwischen. Man stelle sich einmal vor, es hätte Opferverbände gegeben, die dafür gesorgt hätten, die Briefe des Paulus auf den Index zu setzen, weil sie Retraumatisierungen auslösen könnten. Zu unserem Glück kam es nicht dazu. Was bleibt übrig, wenn wir alles abhängen und vernichten, was von sündigen Menschen geschaffen wurde?

Theo Thilmann, Sulzbach

Ich respektiere Stephan Langers Anwaltschaft für die Opfer wirklich sehr, neige aber eher zur Sicht von Felix Evers. Zum Kern unseres Glaubens gehört, dass Christus für die Sünder starb. Wir dürfen also zwischen Täter und Tat unterscheiden. Das Vertrauen zum Schöpfer darf durch unsere Erschütterung nicht kaputtgehen.

Pfr. i. R. Gerhard Dane, Bedburg

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Zum Beitrag „Ver-gehen“ (CIG Nr. 28, S. 17)

Ich bin fassungslos. Diese fast 90-jährige Frau hat als 10- bis 12-jähriges Mädchen die Greuel des Zweiten Weltkrieges erlebt und trotzdem an Kirche und Glauben festgehalten und sich sogar in der Kirche engagiert. Bei ihrem Kirchenaustritt in diesem hohen Alter müssen doch alle Alarmglocken schrillen. Die passive Haltung des zuständigen Pfarrers verstehe ich wirklich nicht. Ich würde meinen nächsten Urlaub dafür verwenden, diese Dame kennenzulernen und intensiv über dieses Thema mit ihr sprechen.

Gerlinde Krammer, Gundelsheim

Seit inzwischen einem Jahr trage ich Verantwortung als Pfarrer. Bei einem Kirchenaustritt schreibe ich dem Gemeindemitglied einen Brief, in dem ein Gesprächsangebot unterbreitet wird. Ich bekam noch nie eine Rückmeldung über die Gründe für den Kirchenaustritt, das Angebot wurde noch nicht in Anspruch genommen.

Pfr. Matthias Nowotny, Püchersreuth

Die 95 Prozent

Zur Reihe „Liturgie im Leben“

Inzwischen besuchen nur noch etwa fünf Prozent der Gemeindemitglieder die sonntägliche Eucharistiefeier. Was ist mit den 95 Prozent, die nicht mehr kommen? Wie denken die über die Form und den Inhalt der gottesdienstlichen Feier? In den Liturgie-Ausführungen kommen sie oft gar nicht vor, dabei müsste man sich in der Liturgiewissenschaft diesem Problem doch ganz entschieden zuwenden. Meine Einschätzung: Die Amtskirche ist mit ihrer Liturgie und Theologie der Eucharistie als Opfergottesdienst stehengeblieben, auch wenn manche kosmetischen Änderungen vorgenommen wurden. Ich freue mich, wenn mich meine Kinder und Enkelkinder an den großen Festtagen zum Gottesdienst begleiten. Die Texte zur Eucharistiefeier lesen sie nicht – zu viel Behauptungstheologie, sagen sie.

Karl Weiß, Weil im Schönbuch


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