Ihre PostLeserbriefe

Alles absolut?

Zum Kommentar „Gott und die Kugeln“ (CIG Nr. 30, S. 2)

Wenn Präsidentschaftskandidaten ihr persönliches Schicksal geistlich deuten, ist das ihre Sache. Zu einem Problem wird das, wenn sie daraus für die US-amerikanische Gesellschaft und darüber hinaus politische Schlussfolgerungen ziehen.

Michael Holte (auf cig.de)

Carl Schmitt, der an Thomas Hobbes geschulte Theoretiker schrieb einmal: „Alle prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre sind säkularisierte theologische Begriffe.“ Religion strebt nach dem Absoluten. Auch die Politik hat einen Hang dazu. Wer sich im Besitz absoluter Wahrheiten wähnt, vergiftet jede Debatte. Wohin das in extremis führt, demonstrieren gerade Republikaner wie Demokraten.

Stefan Fritigern (auf cig.de)

Religionsmarkt

Zum Kommentar „Markttag auf dem Religionsbasar“ (CIG Nr. 29, S. 2)

Manche kritisieren den „Eventcharakter“ dieser evangelischen Taufaktion. Doch auch eine solche Veranstaltung steht in der direkten Nachfolge Jesu. Auch Jesus predigte draußen, vor großen Menschenmassen. Auch dort aßen die Menschen, sonst hätten wir nicht die wunderbare Geschichte von der Brotvermehrung. Ich finde den Artikel – leider – insofern „typisch katholisch“, als alles vom kirchlich-ritualistischen Blickwinkel beurteilt wird. Die katholische Kirche stellt sich unglaublich an, um ihre Rituale vor vermeintlich Unwürdigen zu bewahren. Ein bisschen mehr Zugehen auf die Menschen täte unserer Kirche sehr gut. Im Übrigen: Einen Religionsmarkt gab es auch damals schon, das begleitet die gesamte Geschichte.

Ingrid Coughlan, Hildesheim

In der Mitte

Zum Beitrag „Vom Kopf halb auf die Füße“ (CIG Nr. 29, S. 4)

Mit großem Interesse habe ich den Kommentar zum Instrumentum Laboris (IL) gelesen und mir inzwischen auch die entsprechenden Passagen anschauen können. Das, was IL in den Nummern 67–72 ausführt, erinnert mich sehr an die Art der Entscheidungsfindung, wie sie in anglikanischen Kirchen praktiziert wird. Ein Kollege meinte einmal scherzhaft zu mir, er habe keine Angst vor einer „Protestantisierung“ der römisch-katholischen Kirche, denn wenn sie in der Mitte anhielte, dann käme sie als eine anglikanisierte raus.

Dr. Joachim Feldes, Nürnberg

Himmelsrätsel

Zum Artikel „Eine Zeugin des Wandels“ (CIG Nr. 29, S. 6)

Die 3600 Jahre alte Darstellung der Plejaden auf der Himmelsscheibe von Nebra zeigt die Veränderung der damaligen Sicht des Siebengestirns bis zu unserem heute wahrnehmbaren Bild. Der Mensch blickte zum Sternenhimmel und verfolgte die Kreisbahn der Sterne um den Polarstern – und erkannte daran schließlich die Eigendreh- und Kreisbewegung der Erde. Auch der moderne Mensch schaut mit Teleskopen zum sich auszudehnen scheinenden Galaxienhimmel. Unser wissbegieriger Kopf kann das Universum erkunden, aber nicht ergründen. Der ewige Gott und das unendliche Universum sind ein Räsel für uns.

Stefan Silbernagel, Moorenweis

Im Vertrauen

Zum Artikel „Abpfiff“ (CIG Nr. 29, S. 5)

Mag sein, dass der Verfasser sein Leben in einem Fußballspiel widergespiegelt sieht – an allen acht Jahrzehnten meines Lebens geht diese Analogie komplett vorbei. Mein Leben war und ist kein Kampf gegen andere Menschen, kein Bemühen, einen Ball zu meinem Vorteil ins gegnerische Tor zu schießen. Es ist kein Turnier, das ich gewinnen will, kein Wettlauf gegen eine festgelegte Zeit. Mein Leben ist eine Strecke, die ich im Vertrauen auf Gott gehe.

Karen Schoenig, Itzehoe

Anecken

Zum Leitartikel „Sei kein Amazja“ (CIG Nr. 29, S. 1)

Als Gemeindereferent will ich nicht kirchenverbeamtet systemtreu „funktionieren“. Ich spüre Gottes Veränderungswünsche und versuche seiner Stimme zu folgen und Glaube heute so zu übersetzen, dass es einladend wirkt. Ich merke, wie ich damit anecke.

Philip Moser, Siegsdorf


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