Ungleichzeitig

Der Wochenrückblick.

Während die Kinder in Thüringen schon langsam wieder ihre Ranzen fürs neue Schuljahr packen (sollten), dürfen ihre Altersgenossen im Süden diese erstmal genüsslich in die Ecke pfeffern (bitte Trinkflasche und Vesperdose vorher ausräumen!). Man könnte also sagen: Auch bei den Sommerferien gibt es in Deutschland nicht die „gleichwertigen Lebensverhältnisse“, die das Grundgesetz (Art. 72) fordert.

Aber im Ernst: Selbstverständlich haben alle Schulkinder sechs Wochen frei! Allerdings ist dieser Zeitraum nur in Baden-Württemberg und Bayern immer derselbe – von Ende Juli bis Anfang September. Die Begründung für diese Ausnahmeregel ist 60 Jahre alt. Seinerzeit erklärten die Südländer, sie seien derart agrarisch geprägt (nix Laptop, nur Lederhose!), dass die Kinder bei der Ernte helfen müssten. Heute sind wohl eher die günstigeren Reiseangebote ausschlaggebend ... Bei den Nachrichten dieser Woche sind wir auf weitere Ungleichzeitigkeiten gestoßen, allerdings mit deutlich ernsterem Hintergrund.

1 | Köln. Das Erzbistum hat erklärt, das journalistische Profil seines Domradios zu erhalten und sogar noch auszubauen. Beobachter kritisieren hingegen, dass seit Monaten daran gearbeitet werde, den inhaltlich oft überraschend unabhängigen Sender stärker „auf Linie“ zu bringen. Der Programmbeirat hat jetzt sogar die nordrhein-westfälische Landesanstalt für Medien (LfM) um eine Prüfung der Vorgänge gebeten.

2 | Berlin. Dass die USA in Deutschland neue Raketen stationieren wollen, lehnt die katholische Friedensbewegung Pax Christi ab. Mit der Entscheidung werde die „ressourcenvernichtende, sinnlose Abschreckungsdoktrin“ wieder in Gang gesetzt. Es brauche Abrüstung, nicht Nachrüstung.

3 | Wien. Die Diakonie Österreich hat ein Hilfsprogramm für Äthiopien aufgelegt. Besonders arme Familien erhalten je fünf junge Ziegen, damit sie sich selbst versorgen können. Der Klimawandel hat in dem afrikanischen Land zu einer noch nie dagewesenen Dürrekatastrophe geführt. Wenn es mal wieder regnet, steigt die Gefahr von Erdrutschen.

4 | Dresden. Wer in der Öffentlichkeit extremistische Ansichten vertritt, darf in katholischen Gremien des Bistums Dresden-Meißen nicht mitarbeiten. Die Wahl- und Gremienordnung wurde entsprechend angepasst. Die Diözese erwähnt die AfD nicht eigens, bezieht sich aber ausdrücklich auf das Papier Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar der Bischofskonferenz. Darin grenzen sich die Bischöfe deutlich von der AfD ab und bezeichnen sie als für Christen nicht wählbar.

5 | Eslarn (Oberpfalz). Gegen die Umbenennung der Georg-Zimmermann-Straße hat sich ein Bürgerbegehren mit mehreren hundert Unterstützern formiert. Georg Zimmermann war ein Regensburger Priester – und ein wegen Kindesmissbrauchs verurteilter Straftäter, der im Gefängnis saß. „650 Leute haben für die Ehrung eines Kinderschänders unterschrieben“, kommentierte Josefa Schalk, die Sprecherin des Regensburger Betroffenenbeirats, bitter.

6 | Wiesbaden. Erstmals seit 14 Jahren ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Mitglied in einem Sportverein sind, wieder gestiegen: um knapp 500000 auf 7,6 Millionen.

7 | Vatikan. Und ein Vorausblick: 50000 junge Katholiken pilgern in der kommenden Woche zur Ministrantenwallfahrt nach Rom. Das Event ist eigentlich „international“, tatsächlich jedoch überwiegend in deutscher Hand. Mehr als 70 Prozent der Teilnehmenden kommen aus Deutschland; das übrige Drittel verteilt sich auf 20 weitere Länder.

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