Fernseh-Dokumentation und BuchVom Kicker zum Aktivisten

Der frühere Bundesliga-Profi Neven Subotić hat sich dem Menschenrecht auf Trinkwasser verschrieben.

Im Profifußball dominiert der Kommerz, Jahresgehälter in Millionenhöhe sind längst keine Seltenheit mehr. Neven Subotić war Teil dieses Geschäfts: Zweimal wurde er mit Borussia Dortmund Deutscher Meister, einmal gewann er den DFB-Pokal. Doch dann kehrte Subotić diesem System den Rücken. Er verkaufte seine Häuser und Luxusautos. Wenn er heute unterwegs ist, dann reist der 35-Jährige mit Bahn und Bus. Subotić wollte kein „stereotyper Fußballer“ mehr sein, sagt er über sich in der sehenswerten TV-Dokumentation Das wahre Leben nach dem Profifußball. Die NDR-Produktion erzählt vom sozialen Engagement des ehemaligen Bundesligaspielers, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Wassermangel an entlegenen Orten im Osten Afrikas zu bekämpfen. Sein früherer Trainer beim FSV Mainz 05 und bei Borussia Dortmund, Jürgen Klopp, setzt Subotić in dem Film deshalb ein verbales Denkmal: „Vor 400 Jahren wäre so jemand heiliggesprochen worden.“

Neven Subotić sieht seine Lebensaufgabe inzwischen im Einsatz für das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser, wie es 2010 die Generalversammlung der Vereinten Nationen definiert hat. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben weltweit mehr als 700 Millionen Menschen keinen einfachen Zugang zu Wasser. Angesichts dieser erschreckenden Zahl gründete Subotić vor mehr als zehn Jahren eine Stiftung. Damals war er 23 Jahre alt und noch als Fußballer aktiv. Inzwischen ist aus dem ehemaligen Profi-Kicker ein gesellschaftlicher Aktivist geworden. „Ich bin davon überzeugt, dass es für mich keine bessere Alternative gibt, als das zu tun“, meint Subotić. Gemeinsam mit seinem Stiftungsteam, zu dem auch seine Lebenspartnerin gehört, treibt er den Bau von Brunnen und sanitären Anlagen in jenen Regionen voran, in denen Kinder oft kilometerweit laufen müssen, um für sich und ihre Familien sauberes Trinkwasser zu holen.

Rund 13000 Euro kostet ein Brunnen im Durchschnitt. Mit dem, was Subotić als Profifußballer verdient hat, konnte er mittlerweile Projekte in Äthiopien, Kenia und Tansania erfolgreich realisieren. „Ich gebe mein Geld, weil es ein Schritt in Richtung einer Welt ist, in der ich leben möchte; in der es keine Gewinner und Verlierer gibt, nur weil Menschen in bestimmte Verhältnisse hineingeboren wurden“, schildert Subotić in seinem Buch Alles geben (2022) die Beweggründe für seinen Einsatz. Der geht inzwischen weit über den Brunnenbau hinaus. Schließlich ist Wasser nicht nur eine Quelle des Lebens, sondern auch ein Meilenstein in Sachen Hygiene. So lernen die Kinder, worauf es beim Händewaschen ankommt. Denn noch immer sterben Tausende von ihnen unter fünf Jahren an übertragbaren Durchfallerkrankungen, die durch einfache Hygienemaßnahmen verhindert werden könnten.

Sauberes Trinkwasser verbessert aber nicht nur die Gesundheitssituation. Ziel ist es auch, die Schulbildung der Heranwachsenden – insbesondere der Mädchen – zu fördern. Oft sind es gerade Frauen und Mädchen, die das Wasser von weit entfernten Quellen holen. „Die Mutter, die unterwegs ist, kümmert sich nicht um die Kinder, was dann die älteren Töchter übernehmen müssen, die dann wiederum nicht mehr zur Schule gehen“, erklärt Subotić. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Wer Zugang zu Wasser hat, hat auch bessere Chancen auf Bildung. Wasser ist eben nicht nur Wasser.


DAS WAHRE LEBEN NACH DEM PROFIFUSSBALL
Autor: Jan-Dirk Bruns, Dauer: 30 Minuten.
Die Dokumentation ist noch bis zum 12. November in der ARD-Mediathek zu sehen.

„ALLES GEBEN. Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt“
(Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022, 272 Seiten, 14,00 €)

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