Vertraut

Der Wochenrückblick.

Für viele, die regelmäßig zu den Salzburger Hochschulwochen kommen, haben diese fast schon liturgischen Rang im Jahr. Wenn die Temperaturen Anfang August sommerliche Höhen erreichen, stehen sie für geistige Erfrischung. Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Fachrichtungen beleuchten die großen Gesellschaftsfragen aus Sicht ihres Forschungsbereichs.

In diesem Jahr dreht sich alles um die fragile Ressource Vertrauen: Was hält uns zusammen? Wann ist das Misstrauen in Gesellschaft und Kirchen gesickert? Und wie können wir in schwierigen Zeiten Mut für eine gute Zukunft schöpfen? Auch in diesem Jahr bringen wir an dieser Stelle ein paar kurze Einblicke in den laufenden Tagungsbetrieb und das kulturelle Begleitprogramm.

1 | Auftakt. Als den „Zukunftsrohstoff schlechthin“ bezeichnete Obmann Martin Dürnberger das Vertrauen. Den großen Krisen der Gegenwart könne „nur kooperativ“ begegnet werden – und Kooperation verlange Vertrauen. „Deshalb ist Vertrauen kostbarer als jede seltene Erde.“ Rohstoffe müssten freilich weiterverarbeitet und behandelt werden, auch das Vertrauen. Es müsse gleichsam „raffiniert“ werden durch Reflexion, Kritik, Argument, durch Diskurs, Begegnung und Austausch mit anderen.

2 | Reformation. In einem ideengeschichtlichen Abriss zeigte der evangelische Theologe Thorsten Dietz, wie in der Reformationszeit Vertrauen zur neuen Leitkategorie des Christentums wurde. Mit der Ausdifferenzierung verschiedener Glaubensrichtungen sei die Frage virulenter geworden, welchem Gottesbild man folge – ganz im Sinne Luthers: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“

3 | Nachbarschaft. Immer wieder ergeben sich Bezüge zwischen den Hochschulwochen und der Stadt Salzburg. Etwa zu Luthers Beichtvater, Johann von Staupitz, der dem zweifelenden Augustinermönch wichtige Anregungen für neues Gottvertrauen lieferte. Er starb am 28. Dezember 1524 und wurde in der Salzburger Benediktinerabtei Sankt Peter begraben – ein im wahrsten Sinne des Wortes naheliegender Jubilar.

4 | Gegenwart. In seinem Vortrag blickte Dietz auch kritisch auf die gegenwärtige Rolle der Kirchen in der Gesellschaft: „Als Kirche haben wir viel Erfahrung damit, Vertrauen aufzubauen, aber auch, es zu missbrauchen und zu verlieren.“ Er mahnte, der „Sehnsucht nach umfassenden Vertrauensverhältnissen“ misstrauisch gegenüberzustehen. Vertrauen sei nur durch eine „Kultur permanenter Kritikfähigkeit“ zu erwerben.

5 | Prominenz. In einem launigen Gespräch stellte sich der gefeierte Pianist Igor Levit den Fragen von rund 40 Studentinnen und Studenten. Fern von Starallüren sprach er über sein Verhältnis zur Musik, seine Lieblingsgetränke und sein zivilgesellschaftliches Engagement. „Klavierspielen ist mit Abstand der leichteste Punkt in meinem Leben“, so Levit mit Verweis auf häufige Anfeindungen. Um als Pessimist zu leben, fehle ihm jedoch die Zeit.

6 | Transformation. Für entschiedeneres Handeln, aber auch für Mut in der Klimakrise warb die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Fortschritte in Forschung und politischer Umsetzung gäben ihr Hoffnung und Vertrauen, dass es gelingen werde, „dass wir uns neu erfinden und das Notwendige möglich machen“. Neben großen wirtschaftlichen Transformationen liege es auch an jedem Einzelnen, einen Beitrag zu leisten und das Leben ökologisch umzustellen.

7 | Klang. Auf einer Tagung in Salzburg darf natürlich auch Mozart nicht fehlen. Beim Empfang von Stadt und Land brachten fünf junge Musikerinnen unter anderem sein Klarinettenquintett in A-Dur zu Gehör. Die herzergreifenden Klänge füllten die strahlend weißen Gewölbe der Kollegienkirche und ließen Festspiel-Stimmung aufkommen.

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