Gender-SpracheHitzige Worte

Kathrin Kunkel-Razum, die Leiterin der Duden-Redaktion, hat die aufgeheizte Stimmung um gendergerechte Sprache kritisiert.

Es sei „keine sachliche Debatte mehr übers Gendern möglich, die Emotionen kochen absolut über“, sagte sie in einem Spiegel-Interview anlässlich der Neuauflage des Duden. Viele Menschen hätten das Gefühl: „Mir möchte hier jemand etwas vorschreiben, Stichwort Sprachpolizei“. Das sei aber nicht der Fall, da es in manchen Behörden und Hochschulen zwar Leitlinien zum Gendern gebe, jedoch keine Vorschriften.

Bisher entsprechen genderneutrale Formen mit Doppelpunkt oder Sternchen nicht der Rechtschreibung. Das gelte allerdings auch für das Prozentzeichen, an dem sich kaum jemand störe, so Kunkel-Razum. Der Verweis auf den generischen Maskulin überzeugt sie nicht: Frauen seien früher in vielen Berufen schlicht nicht vertreten gewesen. „Die ‚Lehrerin‘ gab es im Wörterbuch nicht, weil es sie tatsächlich nicht gab. Die ‚Bäuerin‘, die ‚Bösewichtin‘ und die ‚Gästin‘ gab es.“ Gewohnheiten seien oft mit starken Emotionen verbunden, trotzdem plädiert die Sprachwissenschaftlerin für mehr Toleranz bei sprachlichen Veränderungen.

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