Nach dem Terror von SolingenVerbünden wir uns!

Musliminnen und Muslime müssen sich klar von Terroristen abgrenzen, die den Islam missbrauchen. Das fordert der bekannte Imam und Buchautor Benjamin Idriz. Gläubige aller Religionen ruft er zum Schulterschluss auf.

Wieder einmal ist Deutschland von einem Anschlag erschüttert worden – verübt von einem Menschen, der den Islam für seine vergiftete Ideologie missbraucht. Ich verurteile diese gnadenlose und abscheuliche Gewalttat aufs Schärfste!

Ich weiß, dass viele, auch in meiner Gemeinde, jetzt denken: „Das hat doch mit uns nichts zu tun! Das sind doch nicht wir!“ Doch wir leiden unter diesen Nachrichten nicht weniger als andere – im Gegenteil, wir leiden mehr, weil unsere Religion auf so unbeschreibliche Weise pervertiert wird. Muss ein Imam wirklich auch darüber sprechen?

Ja, er muss! Denn es sind die Irren, die Ungebildeten und Fehlgeleiteten, die Gewalttäter allerorten, die das Bild unserer Religion nach außen bestimmen. Und es ist unsere Aufgabe – wessen sonst? – dagegen aufzutreten! Wahre Muslime sind diejenigen, die diese Gewalttat wie jede andere auch verabscheuen. Wenn wir das tun, dann haben wir den Islam verstanden. Ich rufe alle Muslime dazu auf, die Opfer ausdrücklich in ihr Gebet mit einzuschließen – all jene, die Gewalt und Unrecht erleben.

Unsere Aufgabe als Muslime muss es sein, uns laut und deutlich von denen abzuwenden, die Religion mit Gewalt, Überheblichkeit und Besserwisserei, Vorherrschaft und Zwang verwechseln. Wir müssen uns mit allen solidarisieren, die unter dem Unfrieden auf der Welt leiden. Wir sollten für jene Juden, Christen und Muslime im Nahen Osten beten, die aufrichtig Frieden wünschen. Für die Menschen, egal auf welcher Seite, die zu Geiseln und Opfern politischer oder anderer Interessen gemacht werden. Beten wir für alle leidenden Menschen, dass ihr Leid endet – unabhängig davon, welcher Religion sie angehören.

Weil wir Muslime sind, …

• sind wir entsetzt über die Verbrechen, die im Namen unserer Religion begangen werden,

• solidarisieren wir uns mit allen Menschen – egal, wo auf der Welt –, die unter Gewalt leiden,

• verwahren wir uns dagegen, dass die Gewalt aus anderen Regionen der Welt nach Deutschland gebracht wird,

• arbeiten wir für ein friedliches Miteinander hier in Deutschland, wo wir zuhause sind.

Ich kann hier nur an alle appellieren: Lasst uns nicht an den Wahnsinnstaten anderer, egal, wo auf der Welt, messen – weder uns, noch den Islam. So wie wir nicht das Christentum oder das Judentum an dem messen wollen und werden, was einzelne Personen, Organisationen oder Regierungen an Leid verursachen.

Wir haben eine große Aufgabe vor uns, um unsere Gesellschaft so friedlich zu halten, wie sie ist. Wir müssen uns gegen die Gefahr der Spaltung der Gesellschaft, gegen Hetze und gegen Extremismus jeder Art verbünden. Denn so wie wir wissen, dass menschenverachtende Ideologen und Täter Extremisten sind, die in keiner Weise für das Judentum oder Christentum stehen, muss es ebenso selbstverständlich sein, dass Extremisten, die den Islam missbrauchen, keineswegs für den Islam oder die Muslime stehen.

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