Aus dem Takt

Der Wochenrückblick.

Es ist immer etwas Besonderes, Sie, liebe Leserinnen und Leser, persönlich zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und einfach von Mensch zu Mensch über den Glauben zu sprechen. So war es auch bei unserer Leser-Tagung in Trier. Die beiden Tage klingen aber noch in anderer Weise in mir nach: Durch den vollen Terminkalender an Freitag und Samstag habe ich den Sonntag noch einmal intensiver als Ruhetag erlebt, als das sonst der Fall ist. Gleichzeitig erwische ich mich immer wieder dabei, den Wochentag zu überprüfen, so als wäre meine innere Uhr durch das gefühlt verkürzte Wochenende etwas durcheinandergeraten und müsste sich erst langsam wieder auf den normalen Rhythmus einstellen. Auch in den Weltnachrichten scheint in dieser Woche einiges aus dem Takt geraten zu sein.

1 | Venezuela. Weihnachten Anfang Oktober? Was nach einer Scherz-Meldung klingt, soll in Venezuela per staatlichem Dekret festgelegt werden. Der umstrittene Präsident Nicolás Maduro lässt die Feiertage offiziell vorverlegen – wohl auch, um durch Geschenke und Lichterschmuck von den Protesten im Land abzulenken. Die Bischofskonferenz kritisierte den Plan. Weihnachten dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden.

2 | Osteuropa. Das offizielle „venezuelanische Weihnachten“ fällt in diesem Jahr damit auf das jüdischen Neujahrsfest Rosch Haschana, das am Abend des 2. Oktober beginnt. Traditionell pilgern zehntausende gläubige Juden an diesem Termin ins ukrainische Uman zum Grab von Rabbi Nachman, eines des Begründers der jüdischen Strömung des Chassidismus. Durch den Krieg in der Ukraine kommt es in den letzten Jahren immer wieder zu Problemen bei der Wallfahrt. Nachdem Moldau die Einreise aus Sicherheitsgründen verweigert hat, suchen Tausende jetzt alternative Routen über Rumänien oder Polen.

3 | Bayern. Im „katholischen“ Bayern gibt es Streit zwischen Staat und Kirchenvertretern: Spezielle Kleinstsupermärkte dürfen nun auch sonntags rund um die Uhr geöffnet bleiben. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern protestiert gegen die Gesetzesänderung: „Der Sonntag muss als Tag der Unterbrechung erhalten bleiben.“

4 | Paris. Nach fünf Jahren können französische Katholiken ihre Sonntage bald wieder in der Notre-Dame-Kathedrale verbringen. Doch eine Meldung sorgt für Unmut: Wer die Kirche im Rahmen der Wiedereröffnung besuchen will, muss sich online ein kostenloses Ticket sichern, wie jetzt bekannt gegeben wurde.

5 | Israel. Von der berühmtesten Baustelle der Welt zu einer der berühmtesten Ruinen: Israelische Archäologen kommen nach neuen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Wüstenfestung Masada den römischen Belagerern nicht wie bisher angenommen mehrere Jahre standhielt, sondern binnen Wochen eingenommen wurde.

6 | Norditalien. Im Vergleich zur Dauer der Belagerung von Masada ist die Herkunft von Papst Franziskus’ Familie aus dem norditalienischen Piemont sehr genau belegt. So genau, dass jetzt ein eigener Wanderweg eröffnet wurde, auf dem man sich auf die Spuren der Familie machen kann, die vor knapp 100 Jahren nach Südamerika ausgewandert ist.

7 | New York. Wer eine kleine Zeitreise unternehmen will, ohne dafür das Haus zu verlassen, kann sich in Erinnerung an den dieser Tage verstorbenen Sprecher und Schauspieler James Earl Jones den Film Der König der Löwen (1994) anschauen. Jones, der in jungen Jahren zum Katholizismus konvertiert ist, spricht den weisen Löwen Mufasa, eine der Hauptrollen in dem Film, der auch mit christlicher Symbolik spielt. Vielleicht ein gutes Programm für das nächste – dann wieder längere – Wochenende.

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