Warum ist der Buddha dick?Viele Fragen und ein göttlicher Bauch

Der Theologe Wolfgang Reinbold widmet sich der religiösen Vielfalt und hat nahezu immer eine Antwort parat.

Sie wirkt irgendwie aus der Zeit gefallen – die Nachfrage, ob jemand evangelisch oder katholisch sei. „Heute ist diese Frage immer noch wichtig. Aber zur Orientierung reicht sie längst nicht mehr aus“, erklärt Wolfgang Reinbold, Professor für Neues Testament an der Georg-August-Universität Göttingen. Der Beauftragte für Interreligiösen Dialog der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers plädiert dafür, vielmehr von einer viel größeren religiösen Pluralität auszugehen: „Denn die Kirchen haben mittlerweile Gesellschaft bekommen“, schreibt er im Vorwort seines Buches, in dem er Fragen aus der Welt der Religionen beantwortet. Ganz nach dem Motto der Kindersendung Sesamstraße – „Wer nicht fragt, bleibt dumm“ – widmet sich Reinbold der bunten und bei weitem nicht immer leicht verständlichen vielfältigen Gesellschaft der Religionen. Gerade für Außenstehende ist sie manchmal nur schwer zu durchschauen mit ihren christlichen Kirchen, jüdischen Synagogen, muslimischen Moscheen, buddhistischen und hinduistischen Tempeln, alevitischen Cem-Häusern, ezidischen Zentren oder Gebetsräumen anderer religiöser Gemeinschaften. Ausgehend von 101 Fragen und Antworten werden Geschichte, Bräuche oder Rituale der Weltreligionen aufgedröselt und unterhaltsam begreifbar gemacht, um ein gegenseitiges Verständnis zu schaffen – von A wie Adam bis Z wie Zuckerfest. Selbst für eine theologisch versierte Leserschaft hält die Lektüre daher durchaus erhellende Aha-Erlebnisse bereit.

Das Buch Warum ist der Buddha so dick? ist aus der beliebten Radio- und YouTube-Reihe „Religion in 60 Sekunden“ hervorgegangen, die vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen seit 2020 ausgestrahlt wird. Inzwischen ist sie auch auf TikTok zu finden. QR-Codes im Buch führen zu den Videos. So lassen sich die pointierten Antworten Reinbolds lesen, ansehen und anhören. Kurzweilig und kompakt – dabei aber nicht oberflächlich – serviert der Autor religiöses Wissen in wohldosierten Häppchen. Zu alledem schwingt in den prägnanten Erklärungen die Botschaft mit, trotz unterschiedlicher religiöser oder kultureller Verwurzelung sich selbst und das Gegenüber im eigenen Menschsein wahrzunehmen. Reinbold räumt mit Stereotypen auf und macht religiöses Leben auch für Religionsferne nahbar. So beschreibt er etwa das Neue Testament ganz salopp als „eine Art Update“ des Alten Testaments. „Neu, aber das Betriebssystem bleibt dasselbe.“ Zu den Unterschieden zwischen Auferstehung und Wiedergeburt äußert er sich ebenso wie zur Beschneidung in Judentum und Islam, Kreuzen auf Berggipfeln oder großen Festen im Hinduismus. Und natürlich dem Buchtitel gemäß zu Buddhas Körperfülle. Der historische Buddha – Siddharta Gautama – sei ein Mensch gewesen, der asketisch lebte. „Dementsprechend war er sehr wahrscheinlich nicht dick“, so Reinbolds These. Der dickbäuchige Buddha, wie er in asiatischen Restaurants oder in Gartencentern anzutreffen ist, sei demzufolge entweder das Ergebnis einer Verwechslung oder einer Verschmelzung mit einem Glücksgott: „Dieser Gott ist dick, nicht der historische Buddha."

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Reinbold, Wolfgang

Warum ist der Buddha so dick?101 Fragen und Antworten aus der Welt der Religionen.

Verlag Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 2024, 112 Seiten, 10€

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