KlimastreikSchöpfung bewahren – reicht das?

„Fridays for Future“ macht kaum noch Schlagzeilen, dabei ist die Klimakrise immer deutlicher spürbar. Gerade jetzt braucht es christliches Engagement, jenseits von kirchlichen Phrasen.

An diesem Freitag war wieder Klimastreiken angesagt. Fridays for Future hatte weltweit zu Protesten aufgerufen. Auch in Deutschland wurde an zahlreichen Orten demonstriert. Gerade angesichts des großen Streiks vor genau fünf Jahren (20. September 2019), ist es unübersehbar, dass die Demonstrationen mittlerweile deutlich weniger und kleiner geworden sind. Fridays for Future erreicht weniger Menschen, das „Klima-Thema“ gerät gesellschaftlich in den Hintergrund.

Der Klimakrise ist das ziemlich egal. Nur weil weniger Leute hinschauen, hört der Planet nicht auf, sich aufzuheizen. Die Katastrophen nehmen zu, überall auf der Welt. Auch in Deutschland kann niemand mehr die Augen verschließen vor der Realität eines sich verändernden Klimas – und der akuten Bedrohung, die davon ausgeht. Gerade weil nicht mehr die Massen auf den Demos sind, ist Engagement und Aktivismus angesagter denn je, vor allem für Christinnen und Christen! Und es gibt christlichen Einsatz. Unter anderem der BDKJ und „Brot für die Welt“ haben zum Klimastreik am Freitag aufgerufen und engagierte Gläubige haben sich schon längst zu den Christians for Future zusammengeschlossen. Ihre Begründung, ihre Motivitation: Bewahrung der Schöpfung.

Doch das verkommt oft zur Phrase. Vor allem darf nicht aus dem Blick geraten: Klimaschutz ist Menschenschutz. Es geht nicht darum, das Klima zu schützen, sondern die Menschen. Die Klimakrise bedroht existentiell unsere Lebensgrundlagen, Klimaschutz soll Menschen ein gutes Leben ermöglichen. Das ist auch das Zentrum der christlichen Botschaft: Leben soll ermöglicht werden. Menschen sollen in Würde, in Freiheit und selbstbestimmt leben können. Menschen christlichen Glaubens fühlen sich dafür mitverantwortlich, theologisch gesprochen wollen und sollen sie mitbauen am Reich Gottes.

Die Klimakrise schränkt massiv Leben ein. Davon sind aber nicht alle gleichermaßen betroffen. Menschen, die marginalisiert sind, geographisch und wirtschaftlich benachteiligt – eben diejenigen, die besonders verletzlich sind –, brauchen zuerst und besonders Schutz. Das meint die Forderung nach Klimagerechtigkeit. Und auch das ist zutiefst christlich: der Einsatz für die Armen und Schwachen. Hier findet sich der Anknüpfungspunkt an den Klimaaktivismus.

Die Rede von der Bewahrung der Schöpfung kann, richtig verstanden, einen weiteren, wichtigen Punkt in die Debatte einbringen: den Eigenwert der Natur an sich. Die Schöpfung sollte, einfach weil sie ist, bewahrt werden. Und der Mensch als Geschöpf ist in der Schöpfung natürlich mit inbegriffen. Die Angewiesenheit des Menschen auf die Natur ist ebenfalls Teil des Schöpfungsbegriffes. Auch wenn also bei „Bewahrung der Schöpfung“ alles mitgemeint ist, wird das Thema doch in eine Ecke gedrängt, aus der es dringend herausgehört. Die Klimakrise geht alles und alle an, weil sie Menschen und ihre Lebensgrundlagen gefährdet. Das trifft die christliche Botschaft in ihrem Kern und sollte alle Menschen christlichen Glaubens treffen und betroffen machen.  

Das Thema des Klimastreiks diese Woche war Protest, like there is a tomorrow („Protestiere, als gäbe es ein Morgen“). Die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen, das macht den Glauben aus. Und damit sind alle Christinnen und Christen aufgerufen zum Einsatz für Klimagerechtigkeit.

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