Vom Ende der EndlichkeitWas sagt man einem Toten?

Tech-Konzerne vermarkten das ewige Leben in der digitalen Welt. Ein Dokumentarfilm geht diesem Versprechen nach.

Für die tiefgläubige New Yorkerin Christi Angel ist es wie ein Wunder: Ein Tech-Konzern bietet ihr die Möglichkeit, noch einmal Kontakt zu ihrem Partner aufzunehmen, den sie bei einem Autounfall verloren hat. Doch als sie dann vor dem Bildschirm sitzt und eine erste Nachricht an den Verstorbenen tippen soll, zögert sie. „Was sagt man einem Toten? Willkommen zurück?“ Natürlich kann der Konzern die Toten nicht wirklich zurückbringen. Was er anbietet, sind „digitale Klone“, die so lange mit Daten und Chatverläufen gefüttert wurden, bis sie einen Menschen nahezu perfekt kopieren können. Trauernde Angehörige können dann in Ruhe von dieser Kopie Abschied nehmen. Das helfe, den Verlust zu verarbeiten, heißt es. Doch tatsächlich geht es auch um sehr viel Geld. Die Produktion von digitalen Toten wird gerade ein neuer lukrativer Geschäftszweig.

Dabei muss es nicht beim reinen Chatprogramm bleiben. Mit aufwändiger Technologie werden auch sichtbare Abbilder der Verstorbenen am Computer zusammengebaut – Eltern, Partner und auch Kinder. Die Dokumentation zeigt, wie den Bildschirm-Klonen „Leben eingehaucht wird“, wie die Mimik angepasst und Emotionsprogramme abgespielt werden, bis man als Zuschauer fast selbst vergisst, dass es sich hier um ein lebloses Computerprogramm handelt, das nur so tut, als hätte es echte Gefühle. Im Film kommen dabei Trauernde zu Wort, die sich von der neuen Technologie viel versprechen, und solche, die skeptisch darauf blicken. „Der Kapitalismus erschafft nicht nur neue Märkte, sondern neue Menschen“, heißt es an einer Stelle.

Obwohl diese „neuen Menschen“ künstliche Produkte sind und stur ihrer Programmierung folgen, lässt sich nicht mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, wie sie in Gesprächen reagieren werden. Das muss auch Christi Angel erfahren, als sie mit einem Programm schreibt, das vorgibt, ihr Partner zu sein. Es gehe ihm nicht gut, schreibt der digitale Klon. „Ich bin in der Hölle.“ Später korrigiert er sich und meint jetzt, er wäre doch an einem „besseren Ort“, doch für Angel ist der Schaden angerichtet. Statt Trost zu spenden, hat der kurze Ausflug ins digitale Jenseits sie tief verunsichert zurückgelassen.

ETERNAL YOU – VOM ENDE DER ENDLICHKEIT
Deutschland, USA, 2024; Regie: Moritz Riesewieck, Dauer: ca. 85 Min.
Der Film ist aktuell im Kino zu sehen.

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