Abschied, Tod und TrauerMit Kindern über das Ende sprechen

Bücher helfen, auch religiöse Hoffnungen zu erschließen.

Was passiert beim Sterben? Wie geht es bei einer Beerdigung zu? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Es gehört wohl zum Menschsein, auch schon für Kinder, dazu, sich über das Ende des Lebens Gedanken zu machen. Auf der emotionalen Ebene erfassen Kinder früh, dass Sterben und Tod einen massiven Einschnitt bedeuten. Daher ist es so wichtig, dass sie sich damit auseinandersetzen können – vor allem, um angesichts der Endlichkeit des Lebens eine positive Lebenshaltung und Hoffnung entwickeln zu können. Der offene Umgang mit Tod und Trauer sollte für Eltern, Großeltern und pädagogisches Fachpersonal in Schulen und Kitas kein Tabu sein. Kinder begegnen dem Tod – etwa von Nachbarn oder Familienangehörigen. Damit sie nicht in Ohnmachtsgefühlen steckenbleiben, brauchen sie ehrliche Auseinandersetzung. Ebenso benötigen sie einfühlsame und kompetente Begleitung, die sowohl ihren Ängsten als auch – bei einem Todesfall – ihrer Trauer Raum gibt. Dabei orientieren sich die Jungen und Mädchen stark an den Erwachsenen, mit denen sie zusammenleben oder denen sie in Bildungseinrichtungen begegnen. Daher ist es wichtig, dass diese ihre eigenen Erfahrungen von Verlust und Tod reflektieren: Wie ist es mir ergangen? Was hat mir geholfen? Verbinde ich mit dem Tod eher das Ende von allem oder eher den Beginn von etwas Neuem? Viele Kinder möchten von den Erwachsenen selbst hören, welche Hoffnungen sie für das Lebensende haben. Das betrifft auch die religiösen Hoffnungen. Wenn Kinder daran teilhaben und erleben, dass die Suche nach religiöser Sinndeutung im Leben von Menschen eine bedeutsame Rolle spielt, wird die Suche nach dem tieferen Sinn von Sterben und Tod auch in ihrem Leben einen höheren Stellenwert bekommen.

Daher ist es in der Begleitung von Kindern wichtig, die religiöse Dimension der Fragen der Kinder einzubeziehen. In unserer Kultur haben christliche Traditionen und Prägungen eine besondere Bedeutung – auch in der Trauerkultur. Daher ist es relevant, Kindern diese Prägungen zu erschließen. Im Christentum gibt es ja die Hoffnung, dass im Tod das Leben eines jeden Menschen bei Gott aufgehoben, versöhnt und vollendet wird. Ebenso haben die anderen Weltreligionen Hoffnungen auf ein Leben nach dem Tod. Kindern über solche religiösen Hoffnungen Auskunft zu geben, gehört zur religionssensiblen Erziehung dazu.

Nur wenn junge Menschen diese Hoffnungen kennenlernen, können sie entscheiden, ob und wie sie diese in ihre Denkwelt einbauen. Damit Kinder ihre eigenen Vorstellungen weiterentwickeln können, brauchen sie Bilder, Geschichten, Vorstellungen, mit denen sie sich auseinandersetzen können. So lernen sie auch entsprechende Worte kennen, mit denen sie fähig werden, über das Ende des Lebens und ein mögliches Weiterleben nach dem Tod zu sprechen.

Wer sich für solche Gespräche mit Kindern im Grundschulalter rüsten möchte, wird im Buch Wie tief ist ein Grab? fündig. Der Religionspädagoge Frank Hartmann schreibt darin sachlich und behutsam zunächst über das Geschenk des Lebens und zeigt, dass Leben und Tod zusammengehören. Lesende erfahren, was wir von Sterbenden lernen können, welche Prozesse beim Sterben vor sich gehen oder an welchen Orten Menschen hierzulande vor allem sterben. Der Autor gibt einen Einblick, was mit einer Leiche passiert, welche Bestattungsformen es gibt und welche Trauerrituale verbreitet sind. Sehr hilfreich ist das Kapitel über Gefühle, die Trauer begleiten – jede Trauer ist individuell –, und es erzählt, dass die unterschiedlichen Gefühle wie etwa auch Wut erlaubt sind.

Ein Kapitel beschäftigt sich (eher kurz) mit den Jenseitsvorstellungen und Bestattungsritualen der fünf Weltreligionen. Frank Hartmann gibt noch einen Ausblick auf Bestattungsbesonderheiten in anderen Ländern, bietet Adressen für Unterstützungsangebote an und endet mit einem Sachregister, das Begriffe beginnend mit Anonymes Grab über Friedwald bis hin zur Vorsorgevollmacht erklärt. Das Buch wird vom Verlag ab acht Jahren empfohlen. Der Autor wendet sich auch direkt an Kinder. Mehr als für die eigenständige Lektüre von Grundschulkindern ist das Buch jedoch als Gesprächsgrundlage für die gemeinsame Auseinandersetzung von Erwachsenen und Kindern geeignet. Sowohl in Situationen, in denen eher allgemein über das Thema gesprochen wird, als auch in Situationen, in denen Kinder trauern – wegen eines Abschieds, des Verlustes eines Haustieres oder auch wegen des Tods eines nahen Menschen. Viele Erwachsene können das Buch selbst gewinnbringend lesen, da Frank Hartmann sensibel und doch klar und deutlich über vieles rund um Sterben und Tod schreibt.

Wer sich mit Kindern im Kindergarten-Alter mit diesen Fragen auseinandersetzen möchte, findet im Bilderbuch von Patricia Mennen Abschied, Tod und Trauer aus der Reihe Wieso.Weshalb.Warum eine sehr gute Unterstützung.

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