Halbzeit bei der WeltsynodeSind so kleine Fortschritte

Was haben Frauen davon, wenn sie hören, die Kirche sei weiblich – daraus dann aber zu wenig folgt? Ein Zwischenruf der Theologin Dorothea Sattler.

 Was ist in diesen Tagen eine Meldung wert, wenn man über die römisch-katholische Kirche spricht? Dass unter den vierzehn Mitgliedern der Kommission, die das Abschlussdokument der Weltsynode erarbeitet, zwei Frauen sind! Im vergangenen Jahr war nur eine Frau in der Kommission. Es gibt also ganz kleine Anzeichen für eine wachsende Sensibilität für die Teilhabe von Frauen an Entscheidungsprozessen. Wann wird es nicht mehr der Rede wert sein, ob Frauen überall und immer dabei sind? Noch ist es nicht so weit.

Viele Frauen sind derzeit in Rom, um sich erneut Gehör zu verschaffen – mit Berichten über ihre geistlichen Erfahrungen und mit theologischen Argumenten. Nach meiner Einschätzung verhallen diese Worte nicht. Sie zeigen Wirkung. Das Thema „Frauen im Amt“ ist spürbar gegenwärtig, die Rufe danach lassen sich nicht mehr zum Schweigen bringen. Und nicht nur die Idee ist präsent – Menschen, Frauen und Männer, sind vor Ort in Rom und sprechen miteinander.

Die Erwartungen im Vorfeld der Weltsynode waren hoch, dass es zumindest beim „Diakonat der Frau“ zu einem Ergebnis kommen würde. Im Moment sieht es nicht danach aus. Oder doch? Die Auskünfte des Präfekten des Glaubensdikasteriums, seine Behörde werde sich zur Frauen- und Ämterfrage äußern, geben Anlass für manche Spekulationen. Genau das ist ein Problem: Nur wenige wissen, wer über was bis wann mit welcher Verbindlichkeit befindet. Es wäre sehr wichtig, die offenen Fragen in der öffentlichen Meinungsbildung transparent zu bedenken. Manchmal denke ich, dass es gut ist, in diesem Jahr noch keine Entscheidung zu treffen – vermutlich wäre eine solche Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt eine erneute Enttäuschung.

Manches ist ermutigend, etwa die Einforderung der Gesprächsbereitschaft der Berichterstatter aus den zehn Kommissionen, die an kontroversen Themen arbeiten. Berichte sind willkommen, sie reichen aber nicht aus. Die Synodalen suchen das Gespräch. Nach Interventionen ist nun vorgesehen, dass auch über kontroverse Themen gesprochen werden darf.

Der indische Kardinal und Erzbischof von Mumbay Oswald Gracias, der in dem vom Papst einberufenen ständigen Rat tätig ist, hat bei einer Pressekonferenz am Rande der Synode darüber berichtet, dass Franziskus zunehmend zur Kenntnis nehme, dass es offene Fragen im Blick auf die Teilhabe von Frauen an Leitungsdiensten gebe. Kann es für Fragen der theologischen Anthropologie entscheidend sein, in welchen kulturellen Kontexten sich ein Papst ein Bild vom Wesen der Frau gemacht hat? Wer wagt es, mit ihm darüber in den Streit zu gehen? Was haben Frauen davon, wenn sie hören, die Kirche sei weiblich – wenn die Liturgien, die ja Identität symbolisieren, ausschließlich von Männern geleitet werden? Solche Fragen werden seit langem gestellt.

Noch gibt es Frauen, die nach Rom fahren und dafür streiten möchten, das Evangelium mit amtlicher Beauftragung als Gesandte Jesu Christi verkündigen zu können. Viele reisen ehrenamtlich dorthin, auf eigene Kosten. Die Frauenverbände weltweit sind da. Das Thema muss international besprochen werden. Wann reißt der Geduldsfaden? Jede Person wird dies nur für sich entscheiden können.

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