Und glei drauf worn bo dem aan Engl a ganzer Haufm andera Engl, dee hem in Herrgodd globt und gsocht: Im Herrgodd doa drobm gebm mer die Ehr.“ Wenn Sie diese biblischen Sätze verstanden haben, dann stammen Sie wahrscheinlich – wie ich – aus Franken. Der Auszug stammt aus der soeben veröffentlichten Fränggischen Bibl. Pfarrer Claus Ebeling und 150 Mitwirkende haben vier Jahre lang an der Übersetzung gearbeitet. Mancher Nicht-Franke mag das Projekt als kuriose oder gar sakrilegische Neubuchstabierung der Heiligen Schrift abtun. Man kann darin aber auch eine Möglichkeit sehen, nicht nur jahrtausendealte Menschheits- und Gotteserfahrungen, sondern auch charmante und bisweilen vom Verschwinden bedrohte Mund- arten zu konservieren sowie den Dialektkundigen „Das Buch der Bücher“ noch mehr ans Herz wachsen zu lassen. Nun zu weiteren Momenten der Woche:
1 | Jena. Der evangelische Pfarrer Lothar König, der sich mit Courage und Rauschebart zuerst dem DDR-Regime und später Neonazis entgegengestellt hat, ist im Alter von 70 Jahren verstorben. Seine Tochter schrieb in ihrem Nachruf: „Mit seinem unermüdlichen Protest und seinem Glauben hat er uns inspiriert. Er bleibt ein Symbol, für andere Menschen einzustehen, und für die Kraft weiterzumachen, wenn es schwer wird.“
2 | Frankfurt. Die amerikanisch-polnische Historikerin Anne Applebaum ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. In ihrer Dankesrede sprach sie sich für eine verstärkte militärische Unterstützung der Ukraine und eine besondere Verantwortung Deutschlands aus: „Das ist die eigentliche Lehre aus der deutschen Geschichte: Nicht, dass Deutsche nie wieder Krieg führen dürfen, sondern dass sie eine besondere Verantwortung dafür haben, sich für die Freiheit einzusetzen und dabei auch Risiken einzugehen.“
3 | Tiflis (Georgien). Vor der Parlamentswahl am kommenden Samstag sind Zehntausende für eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union auf die Straße gegangen. Die seit 2012 regierende Partei „Georgischer Traum“ steht für eine Wiederannäherung an Russland und fährt einen anti-europäischen Kurs.
4 | Essen. Nachdem im Bistum weitere Hinweise auf sexualisierte Gewalt durch Kardinal Franz Hengsbach bekanntgeworden sind, sollen die Vorwürfe nun in einer umfangreichen soziologisch-historischen Studie untersucht werden. Dabei sollen nicht nur die Fälle, sondern auch die Gesamtbiografie und -persönlichkeit des hochrangigen Klerikers untersucht werden.
5 | Berlin. In gleich zwei offenen Briefen warnen sowohl führende Forschende als auch Familienangehörige des Theologen und NS-Widerständlers Dietrich Bonhoeffer vor Missbrauch seines Vermächtnisses durch rechte Kreise – in den USA (durch Trump-Anhänger oder den neuen, tendenziösen Film Bonhoeffer: Pastor. Spion. Attentäter) und in Deutschland: „Niemals hätte er sich in der Nähe rechtsextremer, gewalttätiger Bewegungen gesehen, die heute versuchen, ihn zu vereinnahmen.“
6 | Frankfurt II. Der Langenscheidt-Verlag hat das Jugendwort des Jahres gekürt: Aura. Mit diesem Begriff wird (teilweise scherzhaft) die Ausstrahlung einer Person bezeichnet und er kann sowohl positiv als auch negativ verwendet werden.
7 | Lima. Der peruanische Mitbegründer der Befreiungstheologie Gustavo Gutiérrez ist am Dienstag mit 96 Jahren verstorben. Seine wissenschaftliche Arbeit und sein Leben waren geprägt von seiner evangeliumsgemäßen „Option für die Armen“ - und nicht frei von Konflikten mit der katholischen Kirche. Möge er in Frieden ruhen. Sein Vermächtnis lebt weiter!