Himmel und Erde werden vergehen (Mk 13,24–32)Es wird weitergehen!

Hoffnung und Verzweiflung sind wie Berg und Tal.

Die Sonne wird sich verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen“ (Mk 13,24–25a). Diese starken Worte des Markusevangeliums bringen gut die Gefühlslage vieler Menschen angesichts der globalpolitischen wie deutschen „Großwetterlage“ ins Bild. Die Welt, so scheint es, ist aus den Fugen geraten. Und zwar so dermaßen, dass gerade Menschen, die sich seit Jahren hochengagiert für mehr Dialog und Verständigung, für Gerechtigkeit und Klimaschutz einsetzen, an der Wirksamkeit ihres Handelns zweifeln. Trotz vieler Bemühungen ist dem Aufstieg von Rechtspopulisten und Autokraten scheinbar nichts entgegenzusetzen.

Eine Krisensituation ähnlichen Ausmaßes haben auch die ersten Christinnen und Christen in Jerusalem erlebt. Hintergrund dieser starken Bilder, die der Evangelist Markus im Rekurs auf Endzeitszenarien im Alten Testament verwendet, sind der Jüdische Krieg und die Zerstörung des Tempels. Die Erlebnisse stürzten sowohl das Judentum wie auch das Christentum in eine tiefe Krise. War das das Ende?

Konnten die ersten Christen darauf noch mit der Erwartung der baldigen Wiederkunft Christi antworten, ist das für uns heute schwieriger. Aber die Botschaft deutet auch für uns eine Spur an, wie wir mit diesen tiefen Menschheitskrisen umgehen können.

Apokalyptische Bilder enthüllen, wollen offenlegen. Der Text zeigt: Der Mensch kann diese Welt zugrunde richten, und in der Tat erleben wir gerade diese destruktive Kraft. Der Mensch hat das geistige und technische Potential, sich und die Welt zu zerstören. Doch, so Markus an seine Gemeinde, es gibt keinen Punkt, von dem aus nicht Gott wieder einen neuen Anfang schaffen kann. Gott wird für Gerechtigkeit sorgen.

Dies ist eine Hoffnung, auf die wir nicht nur warten sollten, sondern die wir aktiv verkünden können. Nicht die Flinte ins Korn werfen, sondern wachsam sein, für die zarten Pflänzchen der Hoffnung. Darauf weist das Bild vom Feigenbaum hin. „Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist“ (Mk 13,28).

Wie wir im Frühjahr darauf warten, dass die Bäume austreiben und blühen, so gilt es stets wachsam zu sein, wo etwas Neues aufbricht. Nietzsche schreibt: „Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden jähen Bach des Lebens, hundertmal vom Gischt verschlungen und sich immer von Neuem zusammensetzend, und mit zarter schöner Kühnheit ihn überspringend, dort wo er am wildesten und gefährlichsten braust.“

Das ist vielleicht die größte Aufgabe und zugleich Herausforderung von Christen heute – und die Übersetzung der Botschaft des Wiederkommens Jesu hier und heute: in der Hoffnung zu leben, dass Gott immer wieder einen neuen Anfang schafft. Hoffnungsvolle Menschen setzen sich den Widrigkeiten des Lebens aus, blenden diese Seite nicht aus. Aber sie haben ein tiefes Vertrauen darauf, dass es weitergeht. Sie wirken in der Spur Jesu mit am Reich Gottes, einer Welt des Friedens, der Solidarität und Gerechtigkeit – schon hier und heute!

Christ in der Gegenwart im Abo

Unsere Wochenzeitschrift bietet Ihnen Nachrichten und Berichte über aktuelle Ereignisse aus christlicher Perspektive, Analysen geistiger, politischer und religiöser Entwicklungen sowie Anregungen für ein modernes christliches Leben.

Zum Kennenlernen: 4 Wochen gratis

Jetzt testen