Ein vollkommen objektives Bild der Wirklichkeit gibt es nicht, auch nicht in den Nachrichten. Diese Einsicht gehört zum Einmaleins eines reifen Medienumgangs. Auswahl, Gewichtung und Einordnung von Fakten und Stimmen bringen immer ein gewisses Maß an Interpretation mit sich – so sehr man auf Unabhängigkeit und Ausgewogenheit bedacht sein mag.
Niemand kann seinen individuellen Blick ganz ausblenden. Das gilt für große Nachrichtensendungen und insbesondere für unsere „7 Momente“, die dezidiert aus einer persönlichen Haltung heraus zusammengestellt sind. Das muss der Sachlichkeit keinen Abbruch tun. Damit faktenbasierter Journalismus vertrauenswürdig ist, sollte er aber mit offenen Karten spielen, nach welchen Kriterien er seine Auswahl trifft.
Anlässlich der 29. Weltklimakonferenz, die aktuell im aserbaidschanischen Baku tagt, haben die „7 Momente“ dieser Woche einen besonderen Dreh und beziehen sich alle auf das Thema Klimaschutz. Und weil es wahrlich genug schlechte Nachrichten gibt, versuche ich, in den Meldungen jeweils eine positive Wendung zu entdecken.
1 | Berlin. Nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten sehen viele den internationalen Klimaschutz geschwächt. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) erhofft sich in Baku trotzdem ein deutliches Signal zur Abkehr von fossilen Brennstoffen. Die Riege zukunftsorientierter Nationen bleibe stark.
2 | Oaxaca. Im Vorfeld der Weltklimakonferenz haben sich Aktivisten im Süden Mexikos zu einem einwöchigen Gegengipfel getroffen. Es sei wichtig, in den besonders betroffenen Regionen Bewusstsein zu schaffen, so Organisatorin Diana Cantarey: „Die Umwelt- und Klimabewegung wurde bislang immer als etwas Nördliches, sehr Weißes, als ein Hobby angesehen. Aber hier haben die beteiligten Gemeinden erkannt, dass es wichtig ist, diese Bewegungen zu vereinen, um Fähigkeiten auszubauen und Erfahrungen auszutauschen.“
3 | Baku. Mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,54 Grad über dem vorindustriellen Niveau wertet die Weltwetterorganisation (WMO) 2024 als wärmstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn und rief erneut die höchste Klima-Alarmstufe aus. Trotzdem sei das langfristige 1,5-Grad-Ziel damit noch nicht zwingend verfehlt, da natürliche Einflüsse wie das El Niño-Phänomen dieses Jahr besonders stark ausgefallen seien.
4 | Perth. An der australischen Südküste wurde ein Kaiserpinguin gefunden, der offenbar aus der rund 3500 Kilometer entfernten Antarktis dorthin geschwommen war. Das stark ausgemergelte Tier sei vermutlich einer nach Norden abgedrifteten Strömung gefolgt. Es wird nun aufgepäppelt und soll dann in seine Heimat zurückgebracht werden.
5 | Brasília. Die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes in Brasilien ist nach Regierungsangaben seit Mitte 2023 um 30,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Die Linie des neuen brasilianischen Präsidenten, Luiz Inácio Lula da Silva, die Abholzung zu stoppen, zeigt somit erste Erfolge.
6 | Berlin. Laut dem Wissenschaftsbarometer der gemeinnützigen Organisation Wissenschaft im Dialog (WiD) ist das Vertrauen der Deutschen in die Klimaforschung seit 2016 von knapp 40 Prozent auf fast zwei Drittel gestiegen – trotz zunehmender Desinformationen.
7 | Val di Ledro. In der italienischen Provinz Trentino regt sich Widerstand gegen die Fällung einer 200 Jahre alten Tanne, die als Weihnachtsbaum für den Petersplatz vorgesehen ist. Der Brauch sende in Zeiten des Klimawandels ein falsches Signal, heißt es in einer Petition mit 50000 Unterstützern. Die Initiative schlägt vor, den 30 Meter hohen Baum stattdessen vor Ort zu schmücken.